Erstaunliches vom Subcomandante

■ UNO angeblich an der Vernichtung der Chiapas-Indianer beteiligt

Mexiko City (taz) – Als „Komplizen und Kollaborateure“ im „Vernichtungskrieg“ der mexikanischen Regierung gegen die Indianer beschuldigt der zapatistische Rebellenführer Subcomandante Marcos die Vereinten Nationen (UNO). Anlaß der scharfen Kritik des Rebellenführers ist der Besuch der UNO-Beauftragten für Menschenrechte, Asma Jahangir, in Chiapas. Den Dialog mit Jahangir und somit auch eine mögliche Vermittlerrolle der UNO-Beauftragten weist Marcos aus Gründen der „politischen Ethik“ strikt zurück. Die UNO habe sich „zu einer Cocktailparty der neoliberalen Kriege am Ende des Jahrhunderts“ entwickelt und zeichne jene aus, die „die Ausgestoßenen der Welt ermorden und erniedrigen“, so Marcos.

Als Beispiel nennt er die Verleihung eines UN-Preises für Zivilgesellschaften durch Generalsekretär Kofi Annan an die mexikanische Stiftung Azteca. Ausgezeichnet wurde deren Engagement beim Kampf gegen Drogen. Schirmherr der Stiftung ist Medienkönig Salinas Pliego, Eigentümer des zweiten mexikanischen Fernsehriesen TV-Azteca, der erst kürzlich wegen der Ermordung des kokainabhängigen, aber beim Publikum sehr beliebten Moderators Paco Stanley in den Schlagzeilen war.

Marcos beschuldigt die Stiftung Azteca explizit, in die Geschäfte der Drogenmafia verwikkelt zu sein und mit der mexikanischen Regierung zu kollaborieren. In seinem Komuniqué nennt Marcos namentlich mehr als 30 Zapatisten, die Anfang Januar 1994 von mexikanischen Militärs gefoltert und hingerichtet wurden. Desweiteren verweist er auf das Massaker an 45 IndianerInnen am Vorweihnachtsabend 1997 in Acteal. 103 Personen wurden wegen dieses Massakers bislang verhaftet, darunter 87 Indianer. 20 von ihnen sind vorgestern zu 35 Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Angesichts des „Genozids“ in Chiapas klagt der Subcomandante auch den mexikanischen Präsidenten Ernesto Zedillo als „Lügner und Mörder“ an. Britta Scholtys