: Bremer Nordkom hat Angst vor der Oldenburger EWE-Tel
■ Oldenburger Telefon-Gesellschaft kommt mit schlechten Preisen auf den Bremer Markt
Jörg Willipinski, der Arbeitsdirektor der Stadtwerke „swb-AG“, ist gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke-Tochter CNB/Nordkom. In dieser Eigenschaft plauderte Willipinski in der vergangenen Woche gegenüber dem Weser Kurier locker über einen möglichen Verkauf der Telefon-Tochter der Stadtwerke – etwa an Arcor/Mannesmann. In der Stadtwerke-Zentrale ist man unterdessen überhaupt nicht glücklich darüber, daß die eigene Geschäftspolitik derart ins Gerede gebracht wird.
Anlaß für die Willipinki-Bemerkungen war die Ankündigung der Oldenburger Telefon-Gesellschaft EWE-Tel, im Herbst der Nordkom auf dem Bremer Markt Konkurrenz machen zu wollen. Die Beziehungen zwischen EWE-Tel und Nordkom sind gespannt, seit sich die Hoffnung der Bremer, mit den Oldenburgern eine gemeinsame Telefon-Gesellschaft bilden zu können, zerschlagen haben. Für zwei lokale Anbieter sei der Markt zu klein, war die Einschätzung im Hintergrund. Die EWE-Tel redet großspurig davon, sie wolle zehn Prozent des Bremer Marktes der Telekom abjagen. Die Nordkom hat nach einem groß angelegten Marktauftritt als der „billigere“ Anbieter seit dem Frühjahr gerade einmal ein Prozent geschafft und ist bislang weit von schwarzen Zahlen entfernt.
Angst vor der EWE-Tel braucht die Bremer Nordkom dabei nicht zu haben: Bei allen wesentlichen Preisgruppen liegt die Nordkom geringfügig besser als die EWE-Tel. Ein Gespräch in der Region kostet bei den Bremern 6 Pfennig pro Minute, bei den Oldenburgern kostet das Ortsgespräch 6,5 Pfennig, das Regionalgespräch 15 Pfennig. Das Ferngespräch tagsüber kostet bei EWE-Tel 18 Pfennig, bei der Nordkom 16 Pfennig. Einwahlen in preiswertere Call-by-call-Anbieter erlauben beide Regionalanbieter nicht.
Allerdings hat die EWE-Tel für eine halbe Million Mark jährlich die Nutzungsrechte für das kommunale Netz der stadteigenen Brekom gekauft, der Vertrag läuft zehn Jahre. Dies setzt die EWE-Tel stark unter Druck, diese fixen Kosten wieder einzuspielen. Bisher macht EWE-Tel in der Oldenburger Region nach eigenen Angaben einen Umsatz von ca. 30 Millionen Mark im Jahr. Für die Nordkom, die erst in diesem Jahr begonnen hat, ist von Umsatz noch nicht zu reden: Aufgrund technischer Schwierigkeiten haben die meisten Nordkom-Kunden bisher noch keine Rechnung bekommen, die Nordkom hat also bisher nichts verdient. Für den ersten Monat will die Nordkom aus Kulanzgründen nur die Grundgebühren kassieren. Vor diesem Hintergrund könnte erklärlich sein, warum der Aufsichtsratsvorsitzende Willipinski den Oldenburgern nicht mit eigenen Erfolgen drohte, sondern mit dem Verkauf des gerade sechs Monate alten Unternehmens. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen