„Die Bilanz für die französische Seite ist mager“

■ Der US-Amerikaner Lance Armstrong gewinnt die 86. Tour de France, Telekom-Fahrer Erik Zabel holt das Grüne Trikot, bleibt aber, wie alle Franzosen, ohne Etappensieg

Paris (dpa/taz) – Champagnerlaune war gestern angesagt bei der letzten Etappe der diesjährigen Tour de France auf die Pariser Champs-Élysées. Zweitrangig die Debatte, ob es sich nun um eine „Tour de Farce“ oder eine „Tour der Erneuerung“ handelte. Einen Titel, den Frankreichs Sportministerin Marie-George Buffet der Tour 1999 ausdrücklich verweigerte. Ihr Ministerium streitet mit dem Internationalen Radsportverband (UCI) weiter um die Herausgabe der vor Beginn des Rennens genommenen Blutproben aller 180 Starter, hat aber selbst zum weitgehend dopingskandalfreien Verlauf der Rundfahrt beigetragen. Im Gegensatz zum Vorjahr verzichtete die französische Justiz auf Razzien und Durchsuchungen der Quartiere, somit hing wieder alles an den Dopingkontrollen während des Rennens, deren Ineffizienz in der Vergangenheit sattsam bewiesen wurde.

Bei strahlendem Sonnenschein stand gestern Begeisterung auf dem Programm – auch wenn sie aus französischer Sicht eigentlich eher verhalten hätte sein müssen. Denn erstmals seit 1926 war keinem französischen Rad-Profi ein Etappensieg geglückt. „Die Bilanz für die französische Seite ist mager“, titelte Le Figaro schon vor der letzten Etappe nach Paris, deren Sprint gestern der Australier Robbie McEwen knapp vor Telekom-Fahrer Erik Zabel gewann.

Für Gesamtsieger Lance Armstrong war die 20. Etappe lediglich ein gemütliches Ausrollen zu den Siegesfeierlichkeiten im Herzen von Paris. Selbst das Zeitfahren am Samstag war reine Formsache für den 27jährigen gewesen, und er erledigte sie routiniert und als Schnellster der noch 141 im Rennen befindlichen Fahrer. Der Texaner brauchte für die 57 km rund um den Freizeitpark Futuroscope bei Poitiers 1:08:17 Stunden und verwies den Schweizer Alex Zülle mit neun Sekunden Rückstand auf Platz zwei, seinen Landsmann Tyler Hamilton, 1:35 Minuten zurück, auf Rang drei. Der Amerikaner fuhr bei seinem vierten Etappensieg ein Stundenmittel von 50,085 Kilometer. Im Gesamtklassement tauschten Zülle (7:37 Minuten hinter Armstrong) und Fernando Escartin (10:28) die Ränge.

Ebenso wie den französischen Profis blieb auch Erik Zabel diesmal der ersehnte Etappensieg verwehrt. Trösten durfte sich der 29jährige damit, daß es ihm als erstem Fahrer überhaupt gelang, zum vierten Mal hintereinander das Grüne Trikot des Punktbesten zu gewinnen. Zabel hatte schon nach dem Zeitfahren ein Resumée mit etwas verkniffenem Gesicht gezogen: „Für die Öffentlichkeit zählt das Grüne Trikot mehr als meine beiden Siege bei Mailand-San Remo oder Etappenerfolge. Daran habe ich mich orientiert.“ Diese Lesart hatte sich auch der Sportliche Leiter des Team Telekom, Walter Godefroot, der zudem noch Rang sechs in der Mannschaftswertung registrieren konnte, zu eigen gemacht: „Das Trikot ist mehr wert.“