Berg-und-Tal-Bahn mit elektronischem Antrieb

■ Nachdem das Knust die letzten Jahre vor sich hingedümpelt hat, sorgt jetzt ein neuer Booker für frischen Wind

Es gibt viele Clubs in Hamburg. Und es gibt das Knust. Ein Laden so launisch wie eine Berg-und-Tal-Bahn. Lange Jahre dümpelte der einstige Jazz- und Folk-Club in der Brandstwiete in den Niederungen des norddeutschen Muckertums. Zu Beginn der neunziger Jahre war es dann Dirk Matzke, der im Zuge der Neo-Folk-Euphorie den Club auf die Höhe seiner Zeit zurückführte. Nach dessen Weggang ging es künstlerisch genauso schnell wieder bergab. Das Live-Programm zirkelte bis vor kurzem um biedere Rockpop- und Coverbands, und das Booking selbst war selten mehr als eine interessensfreie Terminvergabe.

Geht es nach dem Willen von Norbert Roep, beginnt ab heute wieder die Zeit der Bergfeste. Der gelernte Speditionskaufmann, der den Laden im Frühjahr als Pächter übernahm, verdankt dem Knust einen Gutteil seiner musikalischen Sozialisation. Keine Folk-Rock-Band, die sich in letzten Jahren dort nicht seinem Urteil stellte. Der erneute Niedergang des Clubs ließ den langmähnigen Überzeugungstäter daher nicht unberührt: „Der Laden liegt mir sehr am Herzen, er ist immer noch eine gute Location für alle Formen musikalischer Darbietungen.“ So setzt der Enddreißiger in Zukunft vor allem auf Stilvielfalt. Neben Nachwuchsbands und bekannten Folk-Gesichtern wie Steve Wynn soll sich das Knust auch als Spielstätte für moderne, elektronische Musik etablieren.

Doch Qualität ist teuer, das weiß auch Roep. Geplant ist daher, das kostenintensive Live-Programm an den Wochenenden mit Clubveranstaltungen finanziell zu decken. Fortan folgen dem freitäglichen Rock-'n'-Roll-Abend sonnabends regelmäßig Resident-DJs mit Dancefloor-Klängen der letzten fünf Jahrzehnte. Bereits die heutige Auftaktparty wird wohl so manches Engtanzpärchen verdattert zurücklassen. Neben den FSK Soul-Stew-DJs sorgen ab 20 Uhr die Turbo Kings für kruden Trash-Pop und Cub C für knallharten Metal-Hop.

Michael Hess