Tony Blair besucht das Kosovo

Hunderte Kosovo-Albaner haben am Samstag den britischen Premierminister Tony Blair bei seinem ersten Besuch im Kosovo seit Kriegsende begeistert empfangen. Bei einem Rundgang durch Priština pflanzte Blair einen Baum als Symbol für den Wiederaufbau der Provinz. Blair traf im UN-Hauptquartier den UÇK-Führer Hashim Thaci zu einem halbstündigen Gespräch. Zu einer getrennten Unterredung traf sich der Premierminister auch mit dem gemäßigten Politiker Ibrahim Rugova. Blair forderte die beiden Politiker zum Abbau der Rivalitäten auf und gemeinsam zu regieren. Darüber hinaus besuchte Blair örtliche serbische Politiker und Würdenträger der serbisch-orthodoxen Kirche. „Wir haben für die Sicherheit aller Menschen im Kosovo, egal ob Serben oder Albaner, gekämpft“, sagte Blair. „Wir haben nicht dafür gekämpft, dass jetzt eine andere ethnische Gruppe unterdrückt wird.“ AP

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Unter Leitung des Berliner Wirtschaftssenators Wolfgang Branoner (CDU) ist gestern eine Wirtschaftsdelegation in das Kosovo gereist, um die dortigen Chancen für die Berliner Wirtschaft auszuloten. An der Reise nehmen neben dem Koordinator des Regierenden Bürgermeisters für Mittel- und Osteuropa, Wolfram Martinsen, unter anderem die Unternehmer Klaus Groth sowie Vertreter des Deutschen Industrie- und Handelstages und Berliner Organisationen teil. Branoner erklärte dazu, dass sich die Delegation zunächst einen Überblick über die Lage in der Krisenprovinz verschaffen und den Bedarf an Aufträgen vermitteln wolle. „Dabei geht es im Kern darum, vor Ort präsent zu sein, wenn die Modalitäten zum Wiederaufbau feststehen und die Mittel der EU vergeben werden.“ dpa

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Die italienische Küstenwache hat von einem am Samstag in der Adria aufgebrachten Schiff mehr als 1.000 Flüchtlinge in Auffanglager gebracht, die aus dem Kosovo geflohen waren. Wie die Polizei gestern mitteilte, befanden sich im Wesentlichen Roma an Bord der „Milos“ und vor allem Frauen und Kinder. Zwei mutmaßliche Schlepper wurden festgenommen. Zunächst war die Rede von rund 700 Flüchtlingen gewesen. Seit dem Ende des Kosovo-Krieges sind nach Behördenangaben tausende Roma aus Furcht vor Repressalien im Kosovo nach Italien eingewandert. Nach italienischem Gesetz haben sie keinen Anspruch auf Asyl und werden abgeschoben. AFP

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Die internationale Polizeitruppe im Kosovo soll durch britische Beamte verstärkt werden, die bereits im Nordirland-Konflikt Erfahrung gesammelt haben. Die britische Zeitung The Guardian meldete, die Beamten brächten für den Einsatz im Kosovo die besten Voraussetzungen mit. Nach dem erzwungenen Abzug der serbischen Sicherheitskräfte aus dem Kosovo im Juni ist eine internationale Polizeitruppe in der Albaner-Provinz erst im Aufbau. Insgesamt haben 41 Staaten Kontingente für eine Polizeitruppe mit einer Gesamtstärke von 1.900 Mann zugesagt. rtr