A little bit of Deutschmark

■ Wurzelwerk südstaatlerischer Authentizität: DM Bob holt sich und dem gerechten Rest der Welt im Knust den Mambo zurück

Wer es bislang nicht wusste: die Welt ist ungerecht und oft gemein. Talente werden verkannt, Nachahmer hingegen weltbekannt. Bestes Beispiel: Lou Bega. Die zugegebenermaßen gelungene Kid-Creole-Kopie ockupiert mit ihrem zugegebenermaßen hüfttschwingendem „Mambo No. 5“ seit nun mehr als zweieinhalb Monaten die Nummer eins der deutschen Single-Hitparade. Derweil blieb der übrigen durch das Sommerloch verstopften Welt weitestgehend verborgen, welcher Song in einem Hamburger Kellerverlies bereits vor über zwei Jahren den Weg auf ein Vierspurgerät fand.

„Mambo Slop“ ist nicht nur ein klasse Mambo, sondern, wie es sich für Originale gehört, ein Instrumental. Das heisst, fast ein Instrumental. Am Anfang ruft ein aufgeregter Einheizer „Mambo Slop“, dann setzen Trommeln und Surfgitarre ein, es folgen zwei Minuten cooler Mambo'n'Roll. Von „a little bit of Monica, Mary, Tina“ usw. fehlt allerdings weithin jede Spur. Sicher ein Grund weshalb „Mambo Slop“ damals nie in die Charts kam.

Geschrieben wurde „Mambo Slop“ von keinem Geringeren als Bob Tooke. Als Deutschmark bzw. DM Bob hat sich der Musiker und Künstler über die Grenzen Hamburgs hinaus sprichwörtlich einen guten Namen gemacht. Morgens holt er sich vom türkischen Gemüsegrossisten Apfelsinenkisten, auf deren Holz er seine Bilder malt, die er abends im Art-Store in der Wohlwillstraße verkauft. Nachts hört man ihn aus der Kellerluke des Ladens zusammen mit seinen Musikern proben, die sich selbstironisch The Deficits nennen. Ob Rocka- oder Hillbilly, Country oder Cajun, Garagenpunk oder halt Mambo - DM Bob & The Deficits sind stets bemüht, die genrespezifischen Zutaten ihres musikalischen Jambalayas möglichst unentdeckt zu lassen und somit vor einer kommerziellen Verwertbarkeit durch den ungerechten Rest der Welt zu schützen.

Dass das nicht immer gelingt, wissen wir. Und zum Ausgleich, dass DM Bob im Gegensatz zu Lou Bega mit Mambo nie sein Geld verdienen wird, steht ihm heute die hiermit zum ersten und letzten Mal verliehende Auszeichnung „Sommerhit-Vorarbeiter des Jahres“ zu.

Michael Hess

heute, 21 Uhr, Knust