Drei Regierungen für das Kosovo

■ Zwischen der UNO-Verwaltung, der KFOR und der Übergangsregierung unter UÇK-Führer Thaqi gibt es Spannungen

Priština (dpa) – Der politische Aufbau in der serbischen Provinz Kosovo stößt auf Schwierigkeiten. Je mehr die UN-Übergangsverwaltung Unmik ihren Regierungsauftrag wahrnimmt, desto offensichtlicher werden Widerstände in der albanischen Gesellschaft. Die Spannungen entzünden sich an Weichenstellungen für die nächsten Jahre, welche die internationale Gemeinschaft für das Kosovo – eine Provinz innerhalb Jugoslawiens unter UN-Verwaltung – getroffen hat.

Die Unmik hat danach die Regierungsgewalt inne, nicht etwa die sogenannte Übergangsregierung unter dem UÇK-Führer Hashim Thaqi. „Trotzdem sprechen sie immer lauter über ein Innen- und ein Verteidigungsministerium“, sagte am Dienstag ein KFOR-Offizier, der zugleich auf zunehmende atmosphärische Störungen bei den Verhandlungen mit der kosovo-albanischen Befreiungsarmee UÇK hinweist.

„Kosovo wird heute von drei Stellen aus regiert: der Übergangsregierung, der KFOR und den Vereinten Nationen. Wir arbeiten zusammen, aber in bestimmten Fällen gibt es in unseren Rollen Zusammenstöße. Da gibt es ein Fehlen vereinter Arbeit“, sagt der Minister für Wiederaufbau und Entwicklung, Jakub Krasniqi, früher Sprecher der UÇK. Als einen Hauptstreitpunkt sieht er die Frage, wem öffentlicher Besitz im Kosovo gehört.

Krasniqi kritisiert in einem Interview der UÇK-nahen Nachrichtenagentur Kosovapress die UN-Mission scharf, weil diese erklärt habe, jedes öffentliche Gebäude sei im Besitz Jugoslawiens. Er sagt: „Die Wahrheit ist, dass diese Strukturen dem Kosovo und seinem Volk gehören. Serbien und Jugoslawien besitzen nichts im Kosovo. Belgrad muss für Milliardenschäden im Kosovo und Diebstähle zur Verantwortung gezogen werden. Wir können diesem sinnlosen Verhalten nicht zustimmen.“

Die Regierung Thaqi hat unterdessen ihren Ton verschärft. Bereits am Montag veröffentlichte sie eine Erklärung, in der Sorge über die Entwicklung im Kosovo ausgedrückt wurde. Sie forderte die Friedenstruppe auf, für die Entfernung von im Kosovo verbliebenen serbischen Paramilitärs zu sorgen, die wie Bauern und Zivilisten gekleidet seien.

Die andauernden Mordtaten an Zivilisten werden, unabhängig von deren ethnischer Zugehörigkeit, besorgt aufgenommen, zugleich aber als ein Argument für mehr Macht verstanden. „Wenn der Übergangsregierung Kosovos und der UÇK-Polizei eine Gelegenheit gegeben würde, ihre Aufgabe zu erfüllen, verhinderte dies solche Verbrechen effektiv“, erklärt die Regierung Thaqi.

Krasniqi rief unterdessen die Parteien der Kosovo-Albaner auf, das im Krieg vergossene Blut und die großen Opfer als Basis für eine politische Einheit zu nutzen. „Vereint können wir die Unabhängigkeit Kosovos fordern. Albanische Vereinigung, starke politische Organisation und guter Wille helfen uns, die Verbindungen zu Serbien und Jugoslawien abzubrechen.“ Carsten Hoffmann

„Belgrad muss für Millionenschäden im Kosovo und Diebstähle zur Verantwortung gezogen werden“