Angelschein und Smokinghose

■ „StudentInnen sind klug, fleißig – und vergesslich.“ So lautet das Motto des Uni-Fundbüros. Zu Recht, wie sich jetzt herausstellte

„StudentInnen sind klug, fleißig – und vergesslich“ prangt an der Wand hinter dem Schreibtisch von Hans-Joachim Brüning. Er ist Sachbearbeiter der Inventarisierungsstelle der Uni Bremen und somit für das Fundbüro im Verwaltungsgebäude der Uni zuständig. Der Fundschrank ist gefüllt mit Pullovern, Mützen und Schals, an der Wand lehnt ein Brett mit verlorenen Schlüsseln. „Damen-Lederhandschuh, braun“, „elektrische Datenbank, Casio“, „Postsparbuch“ und „Visacard“ lassen sich im Ordner von Brüning lesen. Akribisch genau vermerkt er alle gefundenenen Gegenstände, das Datum, die Finder. „Hier geht nichts mehr verloren.“ fügt er hinzu.

Meist finden Reinigungskräfte die verlorenen und vergessenen Sachen, geben sie zunächst beim Hausmeister des jeweiligen Gebäudes ab, der sie dann an die zentrale Fundstelle weiterleitet. Besonders bei Schlüsseln und Papieren kommt es dadurch zu Problemen durch Überschneidungen, da sie erst zwei bis drei Wochen später bei Hans-Joachim Brüning eintreffen und die Besitzer sich dann meist schon Ersatz besorgt haben.

Brieftaschen stehen ganz oben auf der Liste der Verlustmeldungen und werden meist auch wieder abgeholt. Manchmal hat der Besitzer sogar Glück, das Portemonnaie ist noch gefüllt und, wie es einmal der Fall war, die 460 Mark sind nicht verloren. Findet der Sacharbeiter eine Adresse, ruft er kurzerhand bei dem Besitzer an und der bekommt ganz unbürokratisch und schnell seine Sachen zurück. Einmal bekam er dabei die Antwort: „Wieso rufen sie erst jetzt an?“ Der Student hatte seine Brieftasche ein Jahr zuvor auf dem Bremer Markt verloren – bei Brüning war sie erst zehn Minuten zuvor eingetroffen. „Manche Sachen gehen schon dubiose Wege.“, kommentiert er den Fall.

Studierende der Bremer Uni verlieren in der Regel die gleichen Sachen wie andere Leute auch. Bis jetzt ist noch keine Diplomarbeit oder der Entwurf für eine Doktorarbeit aufgetaucht. Thermoskannen, Schlüssel, Brieftaschen mit Papieren – meist jedoch ohne Geld – und Ringe sind die Regel, im Herbst und Frühjahr auch Regenschirme. Es wurde jedoch auch schon mal ein Zeugnis abgegeben oder ein Angelschein. Und vor zwei Wochen fragte ein Student bei Hans-Joachim Brüning nach seiner verlorenen Smokinghose.

Die Fundstücke lagern mehrere Monate im Büro, bis sie dann ans zentrale Fundamt Auf der Kuhlen weitergegeben werden. „Hier fällt täglich was an“, sagt Hans-Joachim Brüning – doch so vergesslich scheinen die Bremer Studierenden auch nicht zu sein: Bis jetzt reicht der eine Fundschrank im Büro noch aus. Kirstin Karotki