Nüchtern und kühl: Begraben in Hamburg

Hamburger Friedhöfe machten einen Überschuss von 362.000 Mark  ■ Von Peter Ahrens

So ein schöner Satz: „Kundenorientierung und Service stehen weiterhin im Vordergrund, und wir passen unsere Angebote ständig an die Bedürfnisse unserer Kunden an. Nach innen werden wir die Effizienz verbessern und die Bündelung aller Kräfte fortsetzen.“ Ist das eine Firma für Herrenoberbekleidung, die das verkündet, ein Software-Unternehmen, eine Marketing-Agentur? Alles falsch. Das ist aus dem aktuellen Geschäftsbericht der Hamburger Friedhöfe. Auch beim Bestatten geht es um Märkte und Kunden, auch beim Bestatten geht es natürlich um Geld.

Das Unternehmen Hamburger Friedhöfe vermarktet die beiden großen Grabstätten der Stadt: den Friedhof Ohlsdorf und den in Öjendorf. Die übrigen 48 kleineren Friedhöfe Hamburgs werden von den Bezirken und vor allem von den Kirchen verwaltet. In Ohlsdorf und Öjendorf finden fast die Hälfte aller Bestattungen in Hamburg statt, die meisten inzwischen mit der Urne. Der gute alte Sarg stirbt aus, drei Viertel aller Beerdigungen waren 1998 Feuerbestattungen. 16.200 Menschen gingen im Vorjahr durchs Öjendorfer Krematorium. Alles ganz pragmatisch: Die Urne ist billiger und nimmt weniger Platz weg.

Der Geschäftsbericht hebt stolz hervor, dass im Krematorium seit der Eröffnung vor 34 Jahren 320.000 Einäscherungen gezählt wurden, dass man einen „Rund-um-die-Uhr-Betrieb an 365 Tagen“ vorhält und dass es dort eine „Verstorbenenhalle mit 400 Kühlzellen und 200 Sargkühlplätzen“ gibt – alles nach „den strengen Kriterien der 27. Bundesimmissionsschutzverordnung“.

Pietät, Würde, Respekt vor den Toten? Dies ist ein Geschäftsbericht, kein Gesangbuch. Es geht also um Zahlen: Die Hamburger Friedhöfe machten 1998 einen Jahresüberschuss von 363.000 Mark bei Umsatzerlösen von 51 Millionen Mark. Investiert wurden 251.746 Mark für den Urnenfeierraum Süd, 2,051 Millionen Mark für die Erweiterung des Krematoriums und 37.508 Mark für eine Vibrationswalze. Von Wettbewerb ist die Rede, von einem „Konkurrenzverhältnis, das sich in den letzten Jahren durch sinkende Sterbezahlen und Konzentrationen auf dem Bestattermarkt verschärft hat“. Der Durchschnittspreis für eine Beerdigung in Hamburg liegt zwischen 8000 und 12.000 Mark, zitiert der Geschäftsbericht aus dem „Hamburger Begräbnisspiegel: Preise für die letzte Reise“.

Menschen unter die Erde zu bringen ist ein Geschäft, nüchtern abgehandelt im betriebswirtschaftlichen Tonfall. Man muss nur zitieren, das reicht. „Die Benutzungsgebühren als Haupteinnahmequelle haben bei differenzierten Gebührenanpassungen sowie leicht gestiegenen Kremationen zur Stabilisierung der Umsatzerlöse beigetragen.“