Hombach sparte sechsstellig

Vor Gericht gesteht der Leiter des Hombach-Hausbaus: Der Veba-Konzern hat dem Schröder-Intimus erhebliche Verrechnungsvorteile verschafft  ■    Von Gisa Funck

Köln (taz) – „Mir tut die ganze Sache sehr leid“, wisperte Hans H. zum Schluss der Verhandlung vor dem Bochumer Landgericht so leise, dass der Vorsitzende Richter Mittrup die letzten Worte des Angeklagten für das Publikum wiederholen musste.

Die „Sache“, wegen der dem 62-jährigen Diplomingenieur vor Scham fast die Stimme versagte, ist ein handfester Meineid. Im Mai letzten Jahres hatte H. noch geschworen, nichts über unsaubere Abrechnungstricks seiner einstigen Baufirma Veba zu wissen. Schon gar nichts darüber, dass der heutige Balkan-Koordinator Bodo Hombach, Mitte der achtziger Jahre unrechtmäßig finanzielle Hilfe von dem Konzern erhalten haben soll.

Hombach hatte sich Mitte der achtziger Jahre in Mülheim an der Ruhr ein Luxusdomizil der Extraklasse bauen lassen. 1,6 Millionen Mark, das bestätigt ein Gutachten, hat der damalige Geschäftsführer der NRW-SPD dafür selbst gelöhnt. Viel zu wenig, munkeln seit letztem Jahr nicht nur politische Gegner in der Düsseldorfer CDU, sondern auch so mancher Genosse. Sie glauben, Hombach habe die Rechnungen geschönt. Die überfälligen Kosten hätte der Baukonzern Veba dann schwarz beglichen.

Schon sprechen die Gazetten von einem „Hausbau-Skandal“ des unbeliebten Hombach. Und nicht wenige gehen sogar davon aus, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder den Mülheimer Kampfgefährten allein wegen seiner ungeklärten Immobilienaffäre in das Kosovo abgeschoben habe.

Bauleiter H. gestand ein, einen falschen Schwur geleistet zu haben. Wer sich allerdings von der Aussage des ehemaligen Bauleiters erhofft hatte, mehr über den Fall Hombach zu erfahren, sah sich getäuscht. Zwar sprach H. nun von „Unregelmäßigkeiten bei den Abrechnungen“, blieb in seinen Formulierungen aber betont vage. Der Name „Hombach“ tauchte in keiner Zeile seiner Erklärung auf. Der Angeklagte erwähnte den SPD-Politiker nur ein einziges Mal als „Bauherrn“, dessen Vorstellungen sich immer dermaßen schnell geändert hätten, dass der Mülheimer Hausbau für ihn als Verantwortlicher zu einem „Albtraum“ entartet sei.

Die Kosten seien nur so „explodiert“, gleichzeitig habe er selbst unter „enormem Erwartungsdruck“ gestanden, „dass da ein Topergebnis bei herauskommt“. Das Projekt sei ihm „über den Kopf“ gewachsen. Insofern habe er eben jene „Unregelmäßigkeiten“ der Bilanzen wohl wahrgenommen, aber nicht weiter verfolgt.

Wie viel Hombach von diesen Abrechnungskniffen wußte, ließ H. unerwähnt. Das Gericht hörte Hombach wegen des Tatbestands der Verjährung erst gar nicht an – so konnte der Verdacht weder erhärtet noch aufgeklärt werden. Der öffentliche Skandalgeruch wird Hombach aber weiter anhängen. Immerhin: Er hat bereits einen Nachmieter für sein Mülheimer Reihenhaus gefunden. Und er selbst zieht demnächst nach Brüssel um.