„Pallas“-Unglück wird wieder aufgerollt

■ Seeamt Kiel will ab heute klären, wie es zu der Havarie und den Folgeschäden für Wattenmeer und Küsten kommen konnte

Cuxhaven/Kiel (dpa/taz) – Die Ursachen für die Havarie der „Pallas“ und deren Folgen werden neu untersucht. Von heute an will das Seeamt Kiel der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Cuxhaven das gesamte Geschehen noch einmal aufrollen.

Der Holzfrachter „Pallas“ war am 25. Oktober vor der dänischen Küste in Brand geraten und nach gescheiterten Schleppversuchen am 6. November etwa zehn Kilometer südwestlich von Amrum gestrandet. Aus dem Wrack laufendes Öl verschmutzte weite Teile des nordfriesischen Wattenmeers und der Inselstrände, mehr als zehntausend Seevögel starben.

Für die Verhandlungen sind zunächst sechs Tage angesetzt. Bis dahin solle geklärt werden, wie es zu dem Brand kam, wieso er nicht gelöscht werden konnte, warum es nicht möglich war, das Schiff von der Küste fern zu halten und ob das Sicherheitskonzept der staatlichen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung effektiv genug sei, so Dietrich Stabe vom Seeamt Kiel.

Nach der Havarie der „Pallas“ war das Notfallkonzept für das mit am meisten befahrene Schifffahrtsrevier kritisiert worden: Die Schlepperkapazität reiche nicht zum Bergen großer und schwerer Havaristen. Schon im Untersuchungsausschuss des Landtags von Schleswig-Holstein war ein Zuständigkeitswirrwarr von zivilen und militärischen, privaten und öffentlichen Stellen sowie zwischen Küstenländern und Bund deutlich geworden.

Auch Greenpeace hatte damals eine kritische Bilanz der Ölbergungsarbeiten gezogen. Der Fall „Pallas“ habe „gravierende Mängel im Sicherheitskonzept für die Deutsche Bucht deutlich gemacht“. Beispielsweise wisse bis heute niemand, wie viel Öl nun tatsächlich aus der „Pallas“ ausgetreten sei. Die Umweltorganisation forderte eine Küstenwachzentrale, strengere Regeln für die Reederhaftung, den Vorrang des Gewässer- und Küstenschutzes vor Bergungsverträgen und eine intensivere Zusammenarbeit der Nordseeanrainerstaaten. Da „noch nicht alle Untersuchungen abgeschlossen“ seien, wollte sich der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, Dieter Kersting, nicht äußern.

Das Seeamt kann den Verantwortlichen nach Schiffsunfällen auf See beispielsweise die nautischen Patente entziehen. Seine Aufgabe ist es, Ursachen für Unglücke in deutschen Gewässern oder auf deutschen Schiffen zu ermitteln und gegebenenfalls Empfehlungen zur künftigen Gefahrenabwehr zu geben. Der Abschlussbericht kann als Grundlage für straf- oder zivilrechtliche Gerichtsverfahren dienen. Constanze Oehlrich