Demonstranten gegen Protestanten

■ Schwere Unruhen in Nordirland anlässlich neuer protestantischer Paraden

Belfast/Omagh (AFP/AP) – Schwere Ausschreitungen bei traditionellen Protestantenmärschen in Nordirland haben am Wochenende die Gedenkfeiern zum ersten Jahrestag des Bombenattentats von Omagh überschattet. In Derry, Belfast und Lurgan gab es insgesamt mehr als 30 Verletzte.

Bei Demonstrationen von rund 10.00 Katholiken gegen eine Parade der protestantischen „Apprentice Boys“ in Derry wurden am Samstag acht Polizeibeamte leicht verletzt. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens 250 selbstgebaute Molotowcocktails auf Polizisten und Armeeangehörige geschleudert. Am Sonntagmorgen plünderten Jugendliche Geschäfte. Sie setzten Autos und drei Bankfilialen in Brand.

Auch bei Protestantenmärschen in Belfast und in Lurgan im Distrikt Armagh gerieten am Samstag Katholiken mit der Polizei aneinander. In Belfast wurden am Samstagmorgen mindestens 19 Polizisten und mehrere Demonstranten verletzt, als die Polizei gewaltsam eine Sitzblockade von rund 200 Katholiken auflöste, die einen Umzug durch ihr Viertel verhindern wollten. Die Parade von etwa 40 Protestanten fand später unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. In Lurgan, wo ebenfalls Protestanten aufmarschierten, schleuderten etwa 75 Katholiken Molotow-Cocktails, Steine und Flaschen auf die Polizei. Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Partei Sinn Féin, Martin McGuinness, übte scharfe Kritik an der Polizei. Er sei „angewidert“ von der Brutalität, mit der die Beamten gegen die Demonstranten an der Lower Ormeau Road in Belfast vorgegangen seien, betonte er. Irlands Außenminister David Andrews zeigte sich seinerseits „beunruhigt“ über die Vorfälle und verlangte von der britischen Regierung eine Erklärung.

Es waren die ersten schweren Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten in Nordirland seit dem Bombenanschlag von Omagh vor einem Jahr. Unterdessen gedachten die protestantischen und katholischen Einwohner der nordirischen Stadt am Wochenende gemeinsam der Opfer des Attentats der „Wahren IRA“, das am 15. August 1998 29 Menschenleben gefordert hatte.