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■ Brauner Dreck auf deutschen Netzen

Die US-Internet-Buchhändler amazon.com und barnes andnoble.com bieten Bücher zum Verkauf an, die in Deutschland verboten sind, unter anderem Hitlers „Mein Kampf“. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum verlangt, das Treiben im Netz einzustellen. Auch Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin protestiert, ebenso die Bertelsmann AG – dabei ist das Unternehmen 40-prozentiger Teilhaber an barnesandnoble.com. Von amerikanischer Seite dagegen schert sich niemand um das deutsche Publikationsverbot. Warum auch – US-Anbieter können von Deutschland aus nicht strafrechtlich verfolgt werden.

Dabei kann auch buecher.de und libri.de mit dem englischsprachigen „Mein Kampf“ dienen. Und obwohl ama zon.com erklärt, über den deutschen Ableger sei keine verbotene Literatur erhältlich, offerierte die Firma bis vor kurzem das verbotene Buch „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert“ von Jan van Helsing auf Englisch und Französisch. Was die die Schweizer „Aktion Kinder des Holocaust“ zur Strafanzeige veranlasste.

So weit ein klitzekleiner Auszug aus dem Repertoire an volksverhetzenden oder antisemitischen Buchtiteln, die sich auf deutschen Websites ohne Mühe finden lassen. Das weiß sogar das BKA, wobei den gerade mal 12 Mitarbeitern, die „verdachtsunabhängige Recherche“ im Internet betreiben, vieles durch die Lappen geht. Die Bemühungen des Wiesenthal-Zentrums sind ohne Zweifel lobenswert, aber eben nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und ein bisschen Augenwischerei ist auch mit im Spiel, wenn Däubler-Gmelin „bei ihrer US-Kollegin für Sensibilität im Umgang mit dem Thema werben will“. Angesichts der Bedenklichkeiten auf deutschen Netzen könnte man sich auch an die eigene Nase fassen, statt mit erhobenem Finger Richtung USA zu lamentieren. Jutta Heeß