■ Das Diepgen des Tages: Die Casperklatsche
Seit der Sonnenfinsternis ist es mit dem Wetter bergab gegangen. Es stürmt, es ist kalt, es regnet – und das ist gut so. Denn was geschieht, wenn eine ordentliche Menge Wasser pro Quadratmeter vom Himmel herabstürzt? Genau: Alle am Boden befindlichen, mit Kreide aufgetragenen Riesen-Mona-Lisas werden aufgelöst und hinfortgespült.
In diesen Tagen hat der Regen auf Berliner Straßen mehr als gewöhnlich zu tun, weil neben den Saisonkräften zusätzliche Kunstpostkartenvergrößerer im Einsatz sind. Die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. hat gleich fünf Pflastermaler unter Vertrag genommen, die nun „an insgesamt 40 Berliner Brennpunkten“ herumkrauchen und Ansichten der „Metropolen dieser Welt“ aufs Trottoir übertragen. „Wer Globetrotter ist, wird die auf den Asphalt gemalten Städte auf den ersten Blick erkennen“, behauptet das Unternehmen. Aufgabe der Auftragskünstler ist allerdings auch, das runenähnliche Erkennungszeichen eines „ganz neuen Tafelwassers“ gut erkennbar ins Bild zu bringen.
Kreidekreisvorsitzender ist der offenbar zu allem fähige Gero Casper: Ein Mann, der sich zuletzt an der Erstellung eines auf einhundert Quadratmeter verteilten Pflastergemäldes in Düsseldorf beteiligte, um im überflüssigsten Verzeichnis der Welt, dem Guinness-Buch der Rekorde, notiert zu werden; der sich darüber hinaus von seinem Arbeitgeber „Star unter den Pflastermalern“ bzw. „aussichtsreichster Teilnehmer“ bei den „Weltmeisterschaften der Pflastermaler“ im italienischen Grazie nennen lässt.
Noch neunmal wird Pflasterkasper, wie man ihn auch nennen könnte, in den nächsten Wochen zuschlagen. Für die fleißigen Wolken heißt das, sich in nächster Zeit vor allem über Friedrichshain, Mitte, Schönebeg, Charlottenburg und Kreuzberg zu tummeln. Wasser ist zum Waschen da! Molly Bluhm
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