■ Das Portrait: Freak gegen McDonald's
José Bové, der neue Held der französischen Alternativszene, sitzt im Knast Foto: AP
„Freiheit für José Bové“ steht auf den neuesten T-Shirts französischer Linker. Der 47jährige Schafzüchter vom südfranzösischen Bergmassiv Larzac sitzt seit Freitag im Gefängnis, weil er auf einer McDonald's-Baustelle randaliert hat. Zusammen mit vier anderen Mitgliedern der linksalternativen Bauernorganisation „Confédération paysanne“ hatte Bové die Baustelle in der südfranzösischen Stadt Millau „angegriffen“. Mit der Aktion protestierten sie „gegen den Fraß der US-Multis“ und gegen die US-Strafzölle für europäische Landwirtschaftsprodukte.
Die 100-prozentigen Strafzölle, die die USA eingeführt haben, um sich für den von Brüssel beschlossenen Boykott der US-Hormonrinder zu rächen, treffen von allen europäischen Ländern Frankeich am härtesten. Unter anderem auch die Region des Larzac, wo Roquefort hergestellt wird, der nunmehr in den USA unerschwinglich teuer geworden ist, und für den auch Bové seine Schafe melkt.
Der gebürtige Pariser Bové, der aus einer anarchosyndikalistischen Tradition kommt, war 1976 ins Larzac gezogen und hatte in einem verlassenen Bauernhof eine Landkommune gegründet. Neubauer Bové beschränkte sich nie auf seine Schafe. Er gründete unter anderem die „Confédération paysanne“, die gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft und für einen gerechten Welthandel eintritt, er protestierte gegen die französischen Atomtests und zerstörte im vergangenen Jahr ein Lager voller genmanipuliertem Mais.
Bovés daraus resultierendes langes Strafregister hat offenbar dafür gesorgt, dass er in Haft bleiben muss, während seine vier Mitstreiter gegen extrem hohe Kautionen (je über 30.000 Mark) vorerst auf freien Fuß kamen.
Im Larzac, wo seit vergangener Woche fast täglich Bauerndemonstrationen stattfinden, und in Paris, wo linke Organisationen Bové unterstützen, sorgt das harte Vorgehen der Justiz für Verbitterung. Die Unterstützer erinnern daran, dass die industriellen Großbauern aus der Île de France, die Anfang des Jahres das Büro der französischen Umweltministerin kurz und klein schlugen, und jene Agro-Unternehmer, die in der Bretagne Zugstrecken zerstörten, straffrei blieben. Ihre T-Shirts mit dem Aufdruck: „Freiheit für José Bové“, so versprechen sie, seien „bloß der Auftakt für einen kämpferischen Herbst gegen den Welthandel, der uns kaputt macht“.
Dorothea Hahn
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