Überfall vor dem Gipfel

■ Tadschikische Rebellen überfallen drei Dörfer in Kirgistan und nehmen 120 Geiseln

Berlin (taz) – Die Rebellen schlugen kurz vor dem Gipfeltreffen zu. Heute wollen sich in Kirgistans Hauptstadt Bischkek die Staatschefs Chinas, Jiang Zemin, Kasachstans, Nursultan Naserbajev, Tadschikistans, Imomali Rahmanow, und Russlands, Boris Jelzin, treffen. Da drangen am Sonntag etwa 100 muslimische Rebellen aus Tadschikistan in Kirgistan ein, besetzten drei Dörfer und nahmen etwa 120 Geiseln.

Die Aktion verleiht dem Gipeltreffen ungeahnte Aktualität. Die Präsidenten wollen neben Sicherheitsfragen über den wachsenden militanten Islamismus in den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken debattieren. Des Weiteren geht es um die Lage in dem an Tadschikistan grenzenden Afghanistan. Das Land wird zu rund 90 Prozent von den radikalislamistischen Taliban kontrolliert.

Unter den Geiseln seien auch ein kirgisischer General sowie vier japanische Geologen, sagte gestern ein Sprecher des kirgisischen Präsidenten Askar Akajew. Das Gebiet im Kreis Osch, das an Tadschikistan und Usbekistan grenzt, wurde von Regierungstruppen umstellt. Die Rebellen forderten laut der Regierung von den Dorfbewohnern Lebensmittel.

Bei den Angreifern handelt es sich nach offiziellen tadschikischen Angaben um Truppen des usbekisch-stämmigen Warlords Dschuma Namangoni, der seit fünf Jahren zwischen Usbekistan und Afghanistan pendele und sich zeitweise der bewaffneten muslimischen Opposition in Tadschikistan angeschlossen habe. In Tadschikistan hatten die muslimische Opposition und die prorussische Regierung nach jahrelangem Bürgerkrieg 1997 Frieden geschlossen. Einem Abkommen zur Folge sollten die oppositionellen Milizenbis heute entwaffnet werden. Die Geiselnahme zeigt erneut, wie wenig realistisch diese Vorgabe ist. taud