Querspalte

■ Verschwörung mit der Telekom

 Knapp 33 Millionen Fahrgäste habe man im Vergleich zum Vorjahr hinzugewonnen, prahlt die DB. Zugfahrer versetzt die Meldung in Erstaunen. Ein ganzer Haufen Fahranfänger muss das sein, denn, mal ehrlich, auf Verspätungen, verpasste Anschlüsse und zugige Fahrten im Gang sowie teure Tickets steht doch keiner. Und schon gar nicht auf das perfide, lange geheim gehaltene Joint-venture von Bahn und Telekom. Denn dabei werden in gemein-gemeinsamer Sache ahnungslose Kunden abgezockt. Telefonieren im Zug ist ja auch für handylose Reisende möglich, heißt es. So könnte bequem ein Abholer bestellt werden, wenn die Bahn den Wunschzielbahnhof mit dem Guten-Abend-Ticket wieder nicht erreicht. Denkste! Eine Mark auf der Telefonkarte reicht gerade mal, um einen Anrufbeantworterspruch abzuhören – dann ist die Luxus-Einheit à 70 Pfennig durchgerattert, noch kein Chauffeur organisiert und die Karte doch schon leer.

 Doch nicht nur die Bahn, auch die Telekom hat Probleme mit den Verbindungen. Im Hörer rauscht's, man kommt nicht durch. So kommt es, dass Reisende unglaublich viele Kilometer in drei Stunden Zugfahrt zurücklegen – zu Fuß, wohlgemerkt. Vom Platz zum Telefon, zu Hause ist besetzt, zurück zum Platz, der ist noch frei, zwei Nummern im Walkman, erneut zur Telefonkabine. Schlange stehen, das Problem mit dem Anschluss haben heute einige, vor allem die hysterisch kreischende Blonde: „Mensch, Roy, ich hab mich so auf dich gefreut, was hast du denn?“ Dicke Luft im Telefonhäuschen, dann der erneute Versuch, und endlich: „Ich komme.“ Die Bahn auch, wie sie werbewirksam verspricht – ohne die Verschwörung mit der Telekom, die heute abend wieder ein Bombengeschäft gemacht hat, auch nur zu erwähnen. Jungfernfahrer und Bahnerprobte, seid gewarnt! Jutta Heeß