Zwei Bombenattacken in serbischem Dorf

Bei zwei Bombenanschlägen sind am Montag in der Kosovo-Ortschaft Gnjilane sieben örtliche Serben teilweise schwer verletzt worden. Beim Anschlag auf einen Video-Klub seien sechs Menschen und beim Anschlag auf ein Haus eine Frau verletzt worden, meldete gestern die Belgrader Nachrichtenagentur Beta unter Berufung auf den serbischen Kirchen- und Volksausschuss in dem Dorf südostlich von Priština. dpa

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Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat gestern nach eigenen Angaben 28 ältere Kosovo-Serben aus Prizren evakuiert. Sie hätten in den letzten Wochen „verbale Drohungen“ durch Albaner erhalten und dringend gebeten, zu ihren Familien in Zentralserbien gebracht zu werden, sagte Sprecher Kris Janowski. Bisher habe das UNHCR ein paar hundert Serben evakuiert, deren Situation im Kosovo unhaltbar geworden sei. Die meisten Serben haben jedoch auf eigene Faust das Kosovo verlassen. Nach jugoslawischen Angaben seien bereits 195.000 Serben und Roma nach Zentralserbien und Montenegro geflohen, berichtete Janowski. epd

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Jugoslawien will nicht länger den „Terror an seinem Volk“ im Kosovo dulden. Sollten die „Verbrechen an Unschuldigen und die Zerstörungen“ fortgesetzt werden, könnte die Lage komplizierter werden und die ganze Balkan-Region in Brand geraten, sagte gestern Zivorad Igic, Chef der serbischen Sozialisten im Kosovo. Igic warf nach einem Bericht der Zeitung Borba der Friedenstruppe KFOR ferner vor, sie sei unfähig, die UN-Resolution zum Kosovo durchzusetzen. dpa

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Ein erfolgreicher wirtschaftlicher Wiederaufbau der kriegsgeschädigten Balkanländer kann nur gelingen, wenn ihm die Schaffung demokratischer Strukturen in diesen Ländern vorangegangen ist. Das ist die zentrale Botschaft des gestern in Wien vorgelegten „Marshallplans für den Balkan“, der von führenden österreichischen Ost-Experten ausgearbeitet und von der Österreichischen Nationalbank finanziert wurde. Die Stabilisierung Ost- und Südosteuropas sei „das zentrale europapolitische Thema des 21. Jahrhunderts“, sagte Österreichs Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky bei der Vorstellung des neuen Marshallplanes. dpa

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Die jugoslawische Armee will angesichts der andauernden Proteste gegen Staatschef Slobodan Miloševic ihre Neutralität bewahren. Die Streitkräfte würden sich nicht in die Politik einmischen, schrieben fünf Generäle in einem offenen Brief, der gestern in der Tageszeitung Blic veröffentlicht wurde. Die Armee werde den Willen des Volkes respektieren und einen Bürgerkrieg verhindern, versicherten die Generäle. Gleichzeitig nahmen sie den Kommandeur der Dritten Armee, Nebojsa Pavkovic in Schutz, der beschuldigt wird, Mitglieder der serbischen Opposition zu bedrohen. Dagegen kritisierten die Generäle ausdrücklich Ex-Generalstabschef Momcilo Perisic, der sich auf die Seite der Opposition geschlagen hatte. Perisic habe seine Pflichten verletzt und im Kosovo-Krieg Anordnungen des Nato-Oberbefehlshabers für Westeuropa, General Wesley Clark, befolgt. AFP