Ein Stratege, der mitmischen will

■ Ralf Fücks, Chef der Heinrich-Böll-Stiftung, hat das Grünen-Treffen in Berlin organisiert

Bremen (taz) – „Wenn ich geahnt hätte, wie viel Wirbel das macht, dann hätten wir das Treffen vielleicht gelassen“, sagt Ralf Fücks ganz bescheiden. Zehn Fernsehteams vor der Tür – das hatte der 48-jährige Grünen-Politiker lange nicht mehr. Vielleicht hätte Fücks das Treffen doch nicht gelassen. Denn der Geschäftsführer der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung ist Politiker aus Leidenschaft.

Neue Mitte zwischen den Strömungen? Dies hatte Fücks bereits vor zehn Jahren erfolglos versucht. „Man braucht keine neue Mitte, die Strömungen sind doch nur noch Varianten von Realpolitik“, findet Fücks heute. Seine politische Karriere hat mit dem Engagement fürs Proletariat begonnen. Als Strafe für seinen Aktionismus musste der Student der Sozialwissenschaften ein Jahr ins Gefängnis. 1982 stieß er dann zu den Grünen. Obwohl er zu der Parteilinken gehörte, erwarb er das Vertrauen der reinen Umweltschützer und kam schon 1985 für die Grünen in die Bremer Bürgerschaft. Ende der 80er Jahre, als die Flügelkämpfe in der Partei tobten, war Fücks Sprecher des Bundesvorstandes. 1991 bis 1995 war er dann Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in der „Ampelkoalition“ in Bremen.

Als strategischer Fuchs war der Redegewandte für die Bremer Grünen unverzichtbar. Kaum waren sie auf die Oppositionsbänke verbannt, warfen sie ihm „Machtgelüste“ vor. Fücks wandte sich neuen Aufgaben zu und mischte sich als Geschäftsführer der Böll-Stiftung wieder stärker bundespolitisch ein. Zum Beispiel in die Diskussion um das grüne Führungsvakuum. „Bei uns klafft eine Lücke zwischen Joschka Fischer und denen, die die Partei in anderen Funktionen repräsentieren. Sie muss verkleinert werden“.

Die Festung Bonn sei von den Grünen zwar erobert, so Fücks. Nun müsse hinter den vielen Einzelaktivitäten aber wieder deutlicher werden, wofür die Grünen stünden. Grüne Essentials seien zum Beispiel Zukunftsverantwortung und Generationengerechtigkeit. Diese seien die Motive der Umweltpolitik gewesen, ließen sich aber genauso am Beispiel der Finanz- und Rentenpolitik durchbuchstabieren.

Bei dem Strategietreffen am Sonnabend in Berlin, das Fücks organisiert hat, ging es nur um die programmatische Diskussion. Aber Inhalte gibt es in der Politik nie ohne Köpfe. Die Grünen brauchen mehr „Generalisten mit Ausstrahlung“, findet Fücks. Klaus Wolschner