Schatztruhen mit Gold und Silber sind heute völlig out

■ Carsten Standfuß recherchiert Daten und Koordinaten von versunkenen Schatzschiffen und U-Booten / Ein Traum, bestimmt von viel Detektivarbeit

Ob als Taucher oder im Einmann-U-Boot: Irgendwie ist alles immer nass, kalt und ungemütlich. Davon kommt Carsten Standfuß nicht los. Denn alles, was ins Meer gefallen ist, interessiert ihn. Trotz Nässe oder Kälte. Standfuß ist Schatzsucher und Wrackforscher.

Vor allem aber ist er Realist. Mit Romantik und Abenteurlust habe heutige Schatzsuche nicht mehr viel zu tun, sagt er. Sondern mit Detektivarbeit zuhause am Computer. Und mit Geld. Mit sehr viel Geld. Schatzsuche, das gehe leicht in die Hunderttausende. „Das ist der Haken. Sonst würde ja jeder suchen gehen“, sagt der 34-Jährige. Denn Kredite gibt es nicht. In Deutschland gelten Schatzsucher eher als Spinner. Mehr als eine Tasse Kaffee springe bei der Bank nicht raus.

Statt vor Ort zu tauchen, macht Standfuß mehr die Vorarbeit: Das Recherchieren. 27.000 versunkene Schiffe hat er in seiner Datenbank gespeichert. Täglich kommen mehr dazu. Täglich trägt der Werftarbeiter aus Bardenfleth bei Bremen Facts über Koordinaten, Boote und Daten aus Büchern zusammen. Schreibt Museen an, und tauscht Informationen mit anderen Schatzsuchern aus. Was er sucht, sind Querverbindungen zwischen den vielen Einzel-Informationen, die das Puzzle des Untergangs irgendwann zusammen setzten könnten.

Viele Schiffe fallen aus seinem Interessenfeld aber gleich raus: 1.500 Meter tief – „vergiss es: zu tief.“ Um 1200 versunken – auch die Galeere kann man knicken. Wracks, die länger als 200 Jahre auf dem Meeresboden schlummern, lassen Standfuß kalt. Auch aus Eisen sollten die Schiffe sein – Holz läßt sich nicht orten.

Die Zeit für Schatzsuche ist mittlerweile reif. „Die Technik dafür ist jetzt da“, sagt der Schiffbauingenieur. In einigen Jahrzehnten werde der Meeresboden abgescannt und verlesen sein. Zu holen wäre dann nichts mehr.

Der letztendliche Erfolg aber „hat viele Väter“, sagt Standfuß. Schatzsuche ist Teamarbeit. Informationen werden ausgetauscht, gegengecheckt. Alleine erreiche man nichts. Auch Standfuß hat bislang nur wichtige Hinweise zuliefern können.

Gefunden hat der Hobbytaucher selbst noch nicht viel: Kupfermünzen. Ein Stück Holz. Den großen Traum hat er noch vor sich: Das eigene große U-Boot, mit dem er irgendwann auf Schatzsuche gehen will. „Mehr als ein Traum“, sei das. Die Pläne sind schon fertig. Erfahrung hat Standfuß auch. Ein Einmann-U-Boot – das kleinste der Welt – hat er bereits gebaut. Das Neue dagegen soll bis zu 15 Meter groß sein und Platz für vier bis fünf Mann bieten.

Nicht nur Schatzboote interessieren Standfuß, sondern eigentlich „alles was ins Meer gefallen ist“. Aus archeologischem Hobby taucht er nach U-Booten. Auch die Posaune von Glenn Miller möchte er finden, die seit Millers Flugzeugabsturz im Ärmelkanal verschollen ist. Die Suche nach der „goldene Truhe“ sei sowieso out. Schatzsucher forschen nach allem, was unter Wasser seinen Wert behält.

Auch Standfuß hat eine heiße Schatzspur. Die verfolgt er jetzt seit zehn Jahren. Aber pssst. Verraten, tut er nichts. Schatzsucher, rät er, müssen sich „bedeckt halten“.

Zwei bis vier Stunden täglich arbeitet Standfuß an der Schatzsuche. Der Traum vom großen Geld. Detektivspiel. Klar. Auch das reizt Standfuß. Froh ist er im Moment aber schon, wenn sein Hobby kostenneutral bleibt. Aber vor allem sei es der Ehrgeiz, sagt er. „Der Ehrgeiz, das zu machen, von dem andere behaupten es geht nicht.“ Die Grenzen des technisch machbaren, die reizen ihn wirklich: Auch die Titanic sei gefunden worden. pipe