Schulanfang mit Hindernissen

■  Von 400 zusätzlichen Lehrerstellen sind 150 noch nicht besetzt. Zu Unterrichtsausfall kommt es aber nur an vereinzelten Schulen. Engpässe vor allem bei Berufsschullehrern

150 von den 400 Lehrerstellen, die die Senatsschulverwaltung zusätzlich bewilligt bekam, waren gestern zu Beginn des neuen Schuljahres noch nicht besetzt. An den Oberschulen fehlen Musik-, Englisch- und Mathematiklehrer, außerdem mangelt es an Berufsschullehrern und Sonderschulpädagogen. Zu Unterrichtsausfall wird es nach Einschätzung der bündnisgrünen Schulexpertin Sibylle Volkholz jedoch nur an wenigen Schulen kommen. Dagegen sprach die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gestern von „Engpässen in allen Schulbereichen“. Beispielsweise fehlten in Reinickendorf, Wilmersdorf und Zehlendorf Lehrkräfte an den Gymnasien.

Für die unbesetzten Stellen sind nach Ansicht von Volkholz in erster Linie „Organisationsprobleme der Außenstellen des Landesschulamtes“ verantwortlich. In etlichen Bezirken gebe es keine Probleme, da sich die zuständigen Außenstellen frühzeitig um genügend Lehrer bemüht hätten. Das Organisationstalent sei aber offenbar nicht überall gleich gros, so Volkholz.

Die Schulverwaltung sei bei der Einstellung zusätzlicher Kräfte aber auch in selbstverschuldete Zeitnot gekommen, weil sie dem parlamentarischen Hauptausschuss nicht früh genug dargelegt habe, wie viele Lehrer eingestellt werden könnten. Die Freigabe der Mittel sei dadurch verzögert worden. Eine Sprecherin der Schulverwaltung erklärte gestern, dass 1.095 PädagogInnen vom Ost- in den Westteil der Stadt versetzt wurden, um den Unterricht zu gewährleisten. Bei 300 Lehrern sei der Vertrag von einer Zweidrittel- auf eine volle Stelle aufgestockt worden. Wie Volkholz vorschlug, könnten manche Schulen Spielraum gewinnen, wenn sie bei der Schulsozialarbeit statt Lehrern künftig Erzieher einsetzten.

Besonders schwierig ist die Situation an den Berufsschulen. Für 200 zusätzliche Stellen stehen nicht genügend ausgebildete Berufsschullehrer zur Verfügung. Nach Angaben der GEW konnten zum ersten Schultag nur die Hälfte der vorgesehenen Einstellungen vorgenommen werden. Es gebe auch keine weiteren BewerberInnen. „Der Mangel an Berufslehrern war seit Jahren absehbar“, so die grüne Schulexpertin Volkholz. „Man hätte an den Universitäten frühzeitig eine Werbekampagne für diesen Berufszweig machen müssen.“ Eine vorausschauende Personalentwicklung sei auch bei den SonderpädagogInnen ausgeblieben. Zum Beispiel könne das Kontingent von GrundschullehrerInnen, die sich mit einer Weiterbildung zu SonderpädagogInnen qualifzieren können, aufgestockt werden. win/tde