Osttimor: Angriff auf die UNO

■ Milizen wollen Referendum nicht akzeptieren

Jakarta (taz) – Der Frieden währte keine 24 Stunden. Nur einen Tag nach dem gewaltfreien Referendum über die Zukunft Osttimors hat sich die Situation in der früheren portugiesischen Kolonie gestern wieder verschärft. Bewaffnete proindonesische Milizen überfielen mehrere Gruppen von UN-Angehörigen und internationalen Wahlbeobachtern. Milizionäre hinderten einen UN-Konvoi mit 17 Fahrzeugen und etwa 150 Menschen stundenlang an der Weiterfahrt in die Hauptstadt Dili. Proindonesische Gruppen warfen den UN-Mitarbeitern Parteinahme für die Unabhängigkeitsbewegung vor. Milizionäre blockierten auch den Flughafen von Dili.

Gestern wurde bekannt, dass bereits am Montagabend ein lokaler UN-Mitarbeiter nach Schließung der Wahllokale vermutlich von proindonesischen Milizionären ermordet wurde. Berichte über drei weitere getötete UN-Mitarbeiter konnten gestern bis zum Abend nicht offiziell bestätigt werden.

Nach vorläufigen Angaben der UN haben sich bei der Volksabstimmung 98,6 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt – für die UNO ein großer Erfolg. „Die Kampagne der Gewalt und der Einschüchterung war ein völliger Fehlschlag“, sagte UN-Sprecher David Wimhurst gestern Morgen in Dili. Doch bereits am Nachmittag musste er eine Verschlechterung der Lage eingestehen. „Wir sind sehr besorgt“, sagte er. Über die indonesischen Sicherheitskräfte wusste er zu berichten: „Es sieht so aus, als ob sie das nicht gut im Griff haben.“ li

Bericht Seite 10, Kommentar Seite 12