Querspalte

■ Tight Fit

Levi Strauss stellt die Produktion der Levi's 501 für Frauen ein. Das ist bedauerlich. Denn die Röhren für Männer werden leider weiter, wie es heißt, „nach dem Originalmuster von 1873“ geschneidert. Ich habe keine Ahnung, ob New Yorker Docker vor 126 Jahren tatsächlich so gebaut waren oder ob sie sich zum Anpassen ein paar Wochen ins Hafenbecken legen mussten. Ich weiß nur, dass ich anders bin.

Die Werbebilder von knaschen (regional übliche Verkürzung von „Knackarsch“) Hosen klagen mich an. Daneben schöne Frauen, heißer Wüstensand und Eiswürfel. Darüber die Songs von Clash und T. Rex. Der sexy Mann trägt rechts hinten die Seriennummer 501. Typen wie die „651“ und der ganze „comfort fit“ sind dagegen ein Code für „deformiert“ oder „Molly-Mode“. Obenrum wirke ich, glaubt man meiner Mutter, „wie aus Ravensbrück“. Vom Becken an abwärts eher „stabil“. Eisschnelllaufweltrekordler sehen so aus. Oder Weihnachtsbäume. Versuchen Sie mal, eine 501 über eine Blautanne zu ziehen! Eben.

Es gab eine Zeit, in der ich es probiert habe. Wenn ich den untersten Knopf am Hosenstall dann tatsächlich zugewürgt hatte – ach, diese Knopfleiste! –, dann war oben am Bund regelmäßig noch Platz für einige Blumentöpfe. Es sah tragisch aus. Nicht nur deshalb gehört die Marke „Levi's“ verboten. Man weiß auch nie: Heißt es „Lehwies“ oder „Lieweiss“? Entweder ist man ein blöder oder ein radikalassimilierter Ostler. Meist sage ich beides. Oder einfach „die Hose da“. Vor ein paar Wochen war ich im „Kaufcenter“ Stralsund. Genau der richtige Ort für Jeans ohne Illusionen und feuchte Träume. Ich kaufte eine No-Name-Nietenhose, etwas zu lang, aber na ja. Zuhause entdeckte ich innen im Bund ein Schild „Jail – made to survive“. Nun halluziniere ich, dass Mörder und Sexualverbrecher, die aneinandergekettet aus Hochsicherheitsgefängnissen fliehen, so aussehen wie ich. Yeah. André Mielke