„Lebendige Nachbarschaft“ im Wohnsilo

SAGA präsentiert sich wirtschaftlich solide und nachbarschaftlich engagiert  ■ Von Eberhard Spohd

Hartmut Brosius sah richtig zufrieden aus, als er gestern verkünden konnte: „Die Bilanzsumme der SAGA hat sich 1998 um 6 Prozent gesteigert und liegt erstmals über 4 Milliarden Mark.“ Der Ende September aus dem Amt scheidende Vorstand für Finanzen und Verwaltung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft freute sich noch mehr über den Gewinn, den das Unternehmen im vergangenen Jahr gemacht hat. Insgesamt betrug der Jahresüberschuss 19,1 Millionen Mark. Ein Teil davon wird die Rücklagen stärken, sodass am Ende ein Bilanzgewinn von 9,2 Millionen Mark übrig bleibt.

Diese Summe wird aber kaum noch dazu verwendet, neue Wohnungen zu bauen. „Zwar werden in diesem Jahr 470 Bauvorhaben abgewickelt“, kündigte der für die Wohnungswirtschaft zuständige zweite Vorstand Willi Hoppenstedt an, „dabei handelt es sich zum größten Teil aber um Nachverdichtungen, also Abriss und Neubau, Modernisierungen oder Dachgeschossausbauten.“ Damit falle eine aufwendige und teure Erschließung der Grundstücke weg. Ein zweiter Vorteil sei, dass damit keine neuen Flächen versiegelt würden.

Die SAGA verzichtet auf Neubauten allerdings nicht aus ökologischen Gesichtspunkten, sondern weil die rückläufige Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt die Erstellung neuer Wohnungen unnötig mache. Daran liegt es auch, dass mehr der insgesamt rund 94.000 SAGA-Wohnungen leer stehen als noch im Vorjahr: 0,8 Prozent von ihnen waren im Jahresdurchschnitt nicht vermietet, gegenüber 0,5 Prozent 1997. „Allerdings“, betonte Hoppenstedt, „betraf dies nur wenige Wohnungen länger als drei Monate.“

Ein besonderer Aspekt der Geschäftstätigkeit war die Gründung der Tochtergesellschaft „Chance“. Das Unternehmen beschäftigt befirstet rund 200 Langzeitarbeitslose, um sie wieder für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. „Wir haben Wohnanlagen in sozialen Brennpunkten und müssen uns dort unserer Verantwortung stellen“, begründete Hoppenstedt diese Initiative. Vielleicht will man so auch Fehler aus der Vergangenheit wiedergutmachen.

In den monostrukturierten Wohnsilos, die ursprünglich als reine Schlafstätten für Arbeiter konzipiert waren, sei durch die steigende Arbeitslosigkeit Konfliktpotential erwachsen. Dies will „Chance“ entschärfen, indem die Angestellten die Aufgaben eines Hausbetreuers übernehmen. „Dadurch soll auch eine lebendige Nachbarschaft entstehen“, wünscht sich der Vorstand. Ein frommer Wunsch, wenn man an die Wohnklötze in Steilshoop oder Neuwiedenthal denkt.