Kommentar: Hafenbehörde undicht?
■ Bürgerinitiative gegen TBT-Deponie
Die Frage nach der Chemikalie Tributylzinn (TBT) treibt mittlerweile die Hafenbehörden der Welt an den Rand des Wahnsinns. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Konsequent sind die Behörden nicht bei dem Versuch, nicht über diesen Rand zu stürzen.
Jahrelang wurden legal TBT-haltige Farben auf die Schiffe geklatscht, ausschließlich zu dem Zweck, Muscheln und Algen zu killen. Und jetzt wundern sich die Verantwortlichen darüber, dass die Farben das auch tatsächlich gemacht haben. Mittlerweile löst selbst ein weltweites TBT-Verbot das Problem nicht mehr. Denn niemand weiß, wie das Teufelszeug aus dem Naturkreislauf rauskommt.
Der Bremer Versuch, großflächig zu testen, ob das Gift unter Sauerstoffeinfluss zu einem harmlosen Metall zerfällt, hätte eine tolle Sache werden können. Mit dem Verdacht, die TBT-Deponie sei undicht, droht dieser Versuch aber unglaubwürdig zu werden.
Gemeingefährlich wird es aber, wenn die Behörden über Werften und Kaispülungen weiter TBT in die Gewässer kippen lassen. Hier wird offensichtlich aus Kostengründen eine hochgradige Verseuchung lokaler Gewässer, die schleichende Vergiftung der Nordsee im Kauf genommen. Vor dem Verzehr von Fischen aus dem Hafen zu warnen, gleichzeitig aber zuzulassen, dass sie weiter mit dem TBT-Gift gefüttert werden, ist mehr als dreist.
Thomas Schumacher
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