Filz: Minister fühlt sich in die Pfanne gehauen

■ Alfred Sauter, entlassener Justizminister, versöhnt sich mit Stoiber – doch nicht

München (taz) - Der bayerische Komödienstadl geht munter weiter: Das selbsternannte „Menschenopfer“ Alfred Sauter (CSU) lebt noch. Einen Tag nach seiner Entlassung nahm er, gegen den ausdrücklichen Wunsch von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), an der Kabinettssitzung teil, bei der es um die Affäre der landeseigene Wohnungsbaugesellschaft LWS ging.

Zunächst sah es danach aus, als ob sich die Streithansel wieder versöhnt hätten. Doch auf der anschließenden Pressekonferenz flogen die Fetzen. Stoiber und Sauter lieferten sich eine öffentliche Rede- und Zettelschlacht. Sauter war bereits eine Viertelstunde vor dem Ministerpräsidenten erschienen. Bis zu seiner endgültigen Entlassung durch den Landtag darf er als „Minister ohne Geschäftsbereich“ fungieren - sein Auftritt bei der Pressekonferenz war zunächst nicht vorgesehen. Er hätte jedoch mit Stoiber vereinbart, berichtete Sauter stolz, dass er sich „dazu setzen“ könne.

„Freundschaftlich und kameradschaftlich“ sei es im Kabinett gewesen, so Sauter, den meisten Kollegen wäre es sogar lieber, wenn er im Amt bleiben könnte. Selbst mit Edmund Stoiber sei das Handtuch nicht zerschnitten. Die beiden ehemaligen Spezis, die sich am Wochenende noch einen juristisch-förmlichen Briefwechsel geliefert hatten, würden sich jetzt wieder duzen, wenn auch „in Großbuchstaben“, fomulierte das Noch-Kabinettsmitglied. Seine Entlassung sah Sauter plötzlich nicht mehr so schlimm: „Da hats einen erwischt und das war halt ich.“ Friede, Freude, Eierkuchen? Wurde beim Menschenopfer nur ein Zahn gezogen? Bekam Sauter eine Gehirnwäsche?

Eher nicht. Als Stoiber einmarschierte, wurde der gerade noch vergnügte Sauter wieder ernst. Hektisch kramte er in seiner Aktentasche und vermied direken Blickkontakt mit Stoiber, der nur wenige Schritte entfernt saß. Stoiber am Mikrofon, Sauter weiter mitten im Pulk der Presseleute.

Stoiber, der üblicherweise frei zu sprechen pflegt, las ein 18-seitiges Manuskript Wort für Wort ab -gespickt mit Vorwürfen gegen seinen Ex-Minister. Während der Ministerpräsident noch sprach, verteilte Sauter nun selbst eine vierseitige Erklärung. Vorläufiges Ende des Komödienstadls: Nach Stoiber ergriff wieder Sauter das Wort - jetzt wieder ganz in der Opferrolle: „Ich bin empört, wie ich hier in die Pfanne gehauen worden bin.“ Lukas Wallraff/Janis Vougioukas