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Schrottautos und Bademeister

■ Auf dem Markt der Zukunft stellen Organsiationen ihre Arbeit zur Agenda 21 vor

In einer improvisierten Werkstatt steht ein betagter Opel. Davor schrauben Bianca und Benjamin an einem kaputten Motor herum. Biancas Blaumann ist ölverschmiert, der Verband an ihrer Hand schon lange nicht mehr strahlend weiß. „Kannst du mir mal helfen“, fragt sie Benjamin. „Mach ich“, sagt der und fasst mit an.

Bianca Früchtnicht und Benjamin Stiebele besuchen die Hamburger Gewerbeschule 8. Die beiden 17-Jährigen machen bei „PARS“ mit, einem Projekt ihrer Schule, bei dem es um die umweltgerechte Entsorgung von alten Autos geht. Und weil „PARS“ im „Zukunftsrat Hamburg“ vertreten ist, war das Projekt gestern auf dem „Markt der Zukunft“ auf dem Gänsemarkt mit dabei.

„Rund 80 Organisationen machen beim Zukunftsrat mit“, erklärt Ratssprecher Jochen Menzel. „Wir arbeiten an der Durchsetzung der Agenda 21 in Hamburg.“ Der Aktionsplan für das nächste Jahrhundert wurde 1992 von 170 Nationen unterzeichnet und setzt auf Nachhaltigkeit – die schonende Nutzung von Energie und Ressourcen.

Etwa 30 der im Rat vertretenen Organisationen haben gestern ihre Stände aufgebaut, um den HamburgerInnen ihre Arbeit vorzustellen. Auch die Umwelt- und die Stadtentwicklungsbehörde machen mit. „Wir zeigen heute ein Zwischenergebnis unserer Arbeit“, sagt Menzel. Und zieht eine kurze Bilanz: „Ich glaube schon, dass wir etwa das Stichwort Nachhaltigkeit in Hamburg bekannter gemacht haben.“

Zur Eröffnung des Marktes ist auch Krista Sager da. „Unsere Stadt braucht die verschiedenen Gruppen“, sagt Hamburgs stellvertretende Bürgermeisterin. „Sonst kriegt der Prozess keinen Schwung.“ Doch allein auf privaten oder wirtschaftlichen Initativen dürfe die Durchsetzung der Agenda 21 nicht beruhen, meint Ratssprecher Menzel. Seitens der Politik sei für Hamburg kein Gesamtkonzept erkennbar, moniert er. „Allein das Engagement der Umweltbehörde reicht nicht aus.“

Während Benjamin und Bianca den Motor immer weiter zerlegen, schlurft ein Mann, nur in Badehose und T-Shirt, über den Gänsemarkt. Hartmut Rotermunt gehört zu „Gate“. „Wir bilden Langzeitarbeitslose im Schwimmbad in Neugraben zu Bademeistern aus“, erklärt er. Auch das habe mit der Agenda 21 zu tun. „Es geht ja nicht nur um Technik und Natur. Auch das Soziale spielt eine Rolle.“ Nicht nur die Arbeitslosen profitierten von dem Projekt, erklärt er. „Auch die Kinder und Jugendlichen haben etwas davon. In Neugraben ist das Freizeitangebot nämlich äußerst gering.“ Bademeister, gesteht Rotermund, sei er trotz Badehose allerdings nicht. „Ich bin Ausbilder in einem ganz anderen Bereich.“ Jochen Brandt

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