■ Werden sich Türken und Kurden vertragen?: „Kein Frieden, solange es tote Soldaten gibt“

Arzu Ünal, 20 Jahre, Schülerin

Seit der Verhaftung Abdullah Öcalans hat sich die Atmosphäre zwischen den Türken und den Kurden hier in Berlin deutlich verbessert. Man lebt friedlicher miteinander. Der Konflikt wurde aber nicht ausdiskutiert, im Gegenteil. Man versucht das Thema zu umgehen. Doch das könnte sich schnell ändern. Falls Apo mit dem Tod bestraft werden sollte, werden die Kurden das an den Türken rächen.

Adem Türkyilmaz, 29 Jahre, arbeitslos

Das Problem zwischen Kurden und Türken ist meiner Meinung nach weniger ein ideologisches als vielmehr ein kapitalistisches. Die Lösung des Konflikts liegt überhaupt nicht in den Händen der kleinen Leute. Nur die Politik entscheidet über die Beziehung zwischen den beiden Völkern. Daher glaube ich auch nicht daran, dass der Konflikt in naher Zukunft beigelegt sein wird.

Mustafa und Hatice Algan, 70 und 65 Jahre, Rentner

Hier in Berlin ist die Spannung zwischen Türken und Kurden kaum noch zu spüren. Wir sind doch eigentlich sowieso seit je her auch alle Brüder und Schwestern. Doch die Medien nehmen einem jede Hoffnung, dass irgendwann einmal auch in der Türkei der Konflikt beendet sein wird. Solange über tote türkische Soldaten im Fernsehen berichtet wird, wird es keinen Frieden geben.

Ayse Yilmaz, 30 Jahre, Verkäuferin*

Durch die Erdbebenkatastrophe in der Türkei sind die Probleme zwischen Türken und Kurden zunächst einmal nach hinten gerückt. Es gibt Wichtigeres im Moment, und es wäre zu wünschen, dass die Menschen jetzt realisieren, wie überflüssig dieser Konflikt doch ist. Ob irgendwann einmal Frieden zwischen den beiden Völkern herrschen wird, ist sehr schwer zu sagen. Das ist wie Lotto spielen.

Süleyman Aksan, 46 Jahre, Schlosser

In Berlin hat es meiner Erfahrung nach zwischen Türken und Kurden noch nie irgendwelche Probleme gegeben. Warum soll man sich auch streiten? Wir sind ja nicht direkt davon betroffen. Das könnte sich natürlich ändern, wenn Öcalan umgebracht werden würde. Doch das kann ich mir nicht vorstellen. Die türkische Regierung wird doch nicht so dumm sein und ihren Köder aus der Hand geben.

Muhitin Cabbar, 50 Jahre, arbeitslos

Mit den Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden beschäftige ich mich überhaupt nicht. Und das ganz absichtlich. Ich will diesem Konflikt keine unnötige Bedeutung beimessen. Es ist schließlich ein politisches Problem, kein zwischenmenschliches. Ich maße mir nicht an, mir eine Meinung zu bilden, da ich die verschiedenen Beweggründe nicht nachempfinden kann.

Umfrage: Songül Çetinkaya

Fotos: Boris Bocheinski