Lingvo Internacia

Von Volapük bis Basic English: Es gibt mehr als tausend Plansprachen. Esperanto ist jedoch die einzige, die sich zu einer vollentwickelten, in allen Lebensbereichen anwendbaren Kultursprache entwickelt hat.

Wie Türkisch gehört Esperanto zu den „agglutinierenden“ Sprachen: Nur die Endungen ändern sich. Hauptworte enden auf -o, Eigenschaftsworte auf -a und Infinitive auf -i.

Esperanto ist leicht zu lernen, da die nur sechzehn Grammatikregeln keine Ausnahmen kennen und sich auf das Notwendige beschränken: nur ein bestimmter Artikel, nur eine Art der Konjugation, Deklination und Pluralbildung. Die Aussprache ist eindeutig; betont wird immer die vorletzte Silbe.

Ein System von vierzig aufeinander abgestimmten Wortbildungssilben macht die Prägung neuer Begriffe einfach: „-ig“ zum Beispiel steht für „machen“, „pura“ für „rein“ – „reinigen“ heißt folglich „purigi“.

Gewöhnungsbedürftig sind lediglich die Akzente: c, g und j mit Zirkumflex werden wie tsch, dsch und sch ausgesprochen (manchmal auch ch, gh, jh oder cx, gx und jx geschrieben).

Die Lexik des Esperanto greift auf international bekannte Wortstämme (telefono, biblioteko, kongreso), auf romanische (lingvo, mondo), germanische (lerni) und slawische Sprachen zurück.

In einigen Ländern wird Esperanto als reguläres Schulfach angeboten, in Ungarn kann man sogar „Esperantologie“ studieren. In Deutschland werden Kurse vor allem von der Deutschen Esperanto-Jugend und dem Deutschen Esperanto-Bund (Immentalstr. 3, 79104 Freiburg, www.esperanto.de) angeboten. Dort sind auch Informationen zu aktuellen Treffen erhältlich.

Ob „Grüne Esperantisten“, „Christlicher Esperanto-Bund“, „Eisenbahner-Esperantisten“ oder „Esperanto-Blindenverband“: Die nächste Gelegenheit, Esperanto zu sprechen, ist nie weit.

Hören ist noch einfacher: Radio Warschau, „Österreich International“, das kubanische Radio und rund zehn weitere Stationen senden auch auf Esperanto. Wer lieber liest, ist bei den 22.000 Büchern der Deutschen Esperanto-Bibliothek (Gmünder Str. 9, 73430 Aalen) gut aufgehoben.

Dieses Jahr ist das Große Wörterbuch Esperanto – Deutsch mit rund achtzigtausend Stichwörtern erschienen, aber auch die Übersetzung von Goethes „Faust“ und „Liberigo“ von Karl May.

Über die Geschichte der internationalen Sprache informiert das im Bleicher-Verlag erschienene Buch „Die gefährliche Sprache. Die Verfolgung der Esperantisten unter Hitler und Stalin“ von Ulrich Lins.

Empfehlenswert ist auch das von der Österreichischen Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg neu eingerichtete „Internationale Esperantomuseum“. Martin Ebner