Ärtze leiden unter akutem Budgetmangel

■ Mehr Medikamente verschrieben als erlaubt. Budget reicht nur bis November

Das Arzneimittelbudget für das Jahr 1999 ist in Berlin nach neuesten Hochrechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) am 19. November aufgebraucht. „Damit drohen den Ärzten Regresszahlungen, wenn sie danach weiter verschreiben“, sagte gestern KV-Sprecherin Susanne Glasmacher. Ob das für die Patienten Kosequenzen haben wird, dazu wollte sich die KV-Sprecherin gestern nicht äußern.

Wollen die Ärzte Regresszahlungen vermeiden, haben sie nun zwei Möglichkeiten: Entweder sie verschreiben künftig anstatt der teuren Originalpräparate Nachahmermedikamente, die billiger sind, aber die gleichen Wirkstoffe enthalten, und verzichten auf überflüssige Arzneimittel. Genau das ist Inhalt des Aktionsprogramms, das im August auf Bundesebene zwischen dem Gesundheitsmisterium und den Kassenärzten vereinbart worden ist. Oder sie drohen damit, wie in der Vergangenenheit bereits geschehen, ihren Patienten nicht mehr alle Medikamente verschreiben zu können. „Wir werden den Ärzten empfehlen, dem Aktionsprogramm nachzukommen“, sagte Glasmacher und fügte gleich hinzu: „Die Zahlen zeigen, erneut, dass Budgets der falsche Ansatz sind.“

Die Kassenärztlichen Vereinigungen kritisieren seit langem die von der grünen Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer angestrebte Einführung eines Globalbudgets. Fischer wiederum hat den Ärzten vorgeworfen, aus Protest gegen die Gesundheitsreform mehr Medikamente als notwendig zu verschreiben.

Derzeit gibt es getrennte Budgets für die einzelnen Bereiche im Gesundheitswesen – darunter die Kliniken, die Kassenärzte und die Arznei- und Heilmittel. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind verantwortlich für diese Budgets in ihrer Region. Überschreitet die KV Berlin ihren Anteil am bundesweiten Arzneimittelbudget, können die hiesigen Ärzte kollektiv zu Ausgleichszahlungen verpflichtet werden. sam