■ Standbild: „Mehr Zivilcourage!“, rief da der Autor
„Tatort: Drei Affen“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Einfach nur einen Krimi drehen, das ist zu wenig, darin waren sich die Kölner „Tatort“-Schöpfer schnell einig. Spannende Unterhaltung – das können die schnöseligen Kollegen in München machen, oder diese Hamburger Telekomfritzen, so feixten die Kölner. Bei uns muss schon Sozialkritik dabei sein, persönliche Betroffenheit – ja, und gerne auch 'ne Messerspitze Moralin.
„Vor allem aber“, mahnte der Produzent, „unser Tatort muss eine Botschaft haben, ein Problem aufgreifen.“ Nur welches? Das Team beriet. Abtreibung? Hatten wir schon. Sex mit Kindern? Ausgelutscht. Arbeitslosigkeit? Gähn.
„Ich hab's“, sagte Autor Robert Schwentke, der diesmal das Drehbuch schreiben sollte. „Mehr Zivilcourage!“, schrie er in die Runde. Die anderen zweifelten noch, ob das so drängend sei, doch Schwentke argumentierte geschickt: „Es gibt in Deutschland immer wieder Zeitungsberichte über dieses Phänomen.“ Ob Vergewaltigung in U-Bahn-Schächten oder Verfolgungsjagd in Guben-Nächten – keiner habe geholfen. „Da liegt die Frage auf der Hand“, sprach Autor Schwentke, und seine Mitstreiter lauschten ergriffen, „warum sehen so viele Menschen weg, wenn andere in Not sind?“
Das Thema war gefunden. Doch wie den Zuschauern klarmachen, worum es geht? Zum Glück kramte eine zufällig anwesende Schauspielschülerin gerade zufällig in ihrer Hosentasche, wo sie zufällig einen süßen Schlüsselanhänger mit drei kleinen Äffchen fand. „Toll! Nix sehen, nix hören, nix sagen – das kapiert auch der Blödste“, begeisterte sich der Produzent. „Das nehmen wir auch gleich für den Titel: Drei Affen!“
Zur Belohnung bekam die blonde Schülerin dann noch die Rolle des hilflosen Mordopfers – und es wurde beschlossen, dass Kommissar Ballauf bei ihr den Affenanhänger finden soll. Das Team wurde euphorisch: „Das ist die Schlüsselszene! Den Rest muss man gar nicht mehr sehen!“ Lukas Wallraff
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