■ Das Portrait
: Katholikin auf Profilsuche

Rita Waschbüsch

Es ist dieser Tage nicht einfach, Staatsbürgerin katholischen Glaubens zu sein. Urplötzlich ist die Kirche in weiter Ferne – so nah. Rita Waschbüsch, CDU-Landtagsabgeordnete und ehemalige Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ist seit vergangenem Freitag erste Vorsitzende des bürgerlichen Vereins „Donum Vitae“ (Geschenk des Lebens). Seitdem steht sie getreu dem Motto ihrer Partei „mitten im Leben“. Weil dort der Papst nur noch aus der Ferne winkt, muss frau umso mehr ihr Profil als Katholikin schärfen und sagen, was sie will und was nicht.

Die Katholikin Rita Waschbüsch, 59 Jahre alt, fünf Kinder, will das ungeborene Leben schützen. Sie hat das Nein des Papstes zur Schwangerschaftskonfliktberatung als Auftrag verstanden. Der Papst, daran erinnerte Waschbüsch bei Gründung des Vereins, „betont die Verantwortung der Laien in der Welt, das nehmen wir ernst“. Den schmalen Grat zwischen Freiheit und Gehorsam hat Rita Waschbüsch in ihrer Karriere als Politikerin und Katholikin immer beschritten. 1986 hielt die damals 46-Jährige auf dem Katholikentag eine „allseits beachtete Rede“ – Titel: „Eine Zukunft für die Kinder“. 1991 trat sie für die rechtliche Neuregelung des Schwangerschaftabbruchs und gegen die umstrittene Fristenlösung ein.

Noch Ende letzten Jahres hatte Waschbüsch ihr Vertrauen in die Volksnähe der katholischen Oberhirten bekräftigt: „Ich bin optimistisch, dass es eine Lösung im Sinne Lehmanns und des Papstes geben wird.“ Damals verstand sie sich noch als „Zuarbeiterin“, die sich bemühte, die Bischöfe für den Verbleib in der Konfliktberatung zu erwärmen.

Jetzt steht diese Zuarbeiterin einem (offiziell) von der Kirche unabhängigen Bürgerverein vor – und prompt wird ihr und ihrem ZdK-Nachfolger Hans Joachim Meyer mulmig zumute. Ihr Verein, sagen sie, wolle zwar die Konfliktberatung mit Schein weiterführen, grenze sich dabei aber strikt ab von Initiativen, „bei denen das unmissverständliche Eintreten für das ungeborene Leben nicht eindeutig erkennbar ist“. Desweiteren suche „Donum Vitae“ die „faktische und räumliche Nähe“ zu den kirchlichen Beratungsstellen.

Klingt das nach Eigenständigkeit oder gar nach einem eigenen Profil? Vielleicht sollte Rita Waschbüsch sich dieser Tage an ein Bekenntnis erinnern, das sie 1990 auf dem Katholikentag formulierte: „Jetzt sind wir wieder eins, und wir sind es in Freiheit.“

Michaela Kirschner