„Sexy, subversiv und stilsicher“

Morgen eröffnet zum vierten Mal die Kunstmesse art forum berlin. Vor allem junge Galerien präsentieren sich – trotz extrem hoher Kosten. Warum sie kommen, fragt  ■   Harald Fricke

Noch funktioniert das strenge Auswahlprinzip: 180 Messestände wurden beim art forum berlin 1999 vergeben. Das sind zwar 20 Stände mehr als im vergangenen Jahr, aber immer noch müssen Kunsthändler wie zuletzt die Berliner Galeristin Eva Poll klagen, um ihren Status als Galerie für junge und zeitgenössische Kunst zu beweisen. Das art forum berlin hat sich inzwischen als Umschlagplatz für Kunst etabliert, die vielleicht erst in fünf oder zehn Jahren in den internationalen Museen zu sehen sein wird. Das fordert von den teils erst 30- bis 35-jährigen Galeristen Einiges an Weitsicht und finanzieller Risikobereitschaft. Die Messe in Berlin kommt die Beteiligten mit 270 Mark pro Quadratmeter teurer zu stehen als etwa die auf Masse angelegte Art Cologne.

Die taz fragte nach: Warum kommen Sie nach Berlin?

Michael Hall, chicago project room, Chicago

„Wir sehen in der Messe und überhaupt in Berlin eine gute Kombination aus Qualität und jugendlicher Dynamik, mit deren Lebendigkeit wir uns gerne identifizieren.“

Maureen Paley, Maureen Paley Interim Art, London

„Wegen seiner Lebendigkeit ist Berlin der geeignete Ort, um Arbeiten von britischen Künstlern zu zeigen, wie ich sie repräsentiere. Berlin spielt eine Schlüsselrolle als Stadt für das Millennium, und ich bekomme vom Wachstum und den Veränderungen einen guten Eindruck, wenn ich das art forum besuche.“

Taja Vidmar Brejc, Equrna Gallery, Ljubljana

„Wir haben uns auf den beiden vorherigen art forum berlin umgeschaut. Es waren die besten Messen, was die Auswahl an Galerien mit einem Konzept für Fragen des nächsten Jahrtausends angeht. Deshalb werden wir 1999 selbst teilnehmen und neue Trends in der zeitgenössischen slowenischen Kunst promoten.“

Casey Kaplan, Gasey Kaplan Gallery, New York

„Ich werde mir in diesem Jahr einen sehr großen Stand mit zwei Galerien teilen: C/O-Atle Gerhardsen aus Oslo, Norwegen, und Nicolai Wallner aus Kopenhagen, Dänemark. Das ist sicherlich einer der ersten Versuche, mit Galerien aus anderen Ländern zusammen auszustellen. Selbst die Kunstwerke, die wir mit zur Messe bringen, werden untereinander gemischt, damit es mehr nach Ausstellung und weniger nach Messestand aussieht. Ich glaube, dass Berlin für eine solche Art von alternativer Präsentation offen ist und dass auch die Besucher sich dafür begeistern können.“

Claudia Spinelli, Galerie Walcheturm, Zürich

„Galerien agieren mit einer großen Portion Verwegenheit, die – ist sie gepaart mit Qualität und vernünftigem Kalkül – zweifelsohne zum Erfolg führt. Es ist eine Tatsache, dass man nur dann den eigenen Erwartungen entsprechend wahrgenommen wird, wenn man Malcolm McLarens Formel der drei S – sexy (im Sinne von verführerisch), subversiv und stilsicher – Rechnung trägt.“

Martin Schmitz, Galerie & Verlag, Berlin

„In diesem Jahr steht Die Tödliche Doris im Mittelpunkt meiner Präsentation. Ich wünsche mir, dass dieses international bekannte und gleichzeitig doch so merkwürdig unbekannte Projekt auf dem art forum berlin einem größeren Publikum zugänglich wird.“

Petra Schilcher, Galerie & Edition Artelier, Graz

„Ich erwarte mir eine positive Fortsetzung der letzten Jahre und insgesamt eine spannende und aktuelle Messe.“

Theanne Chiros, Xavier LaBoulbenne Gallery, NY

„Mit unserer Teilnahme am art forum berlin und unserer Präsentation von Künstlern wie Marc Brandenburg, Lovett/Codagnone oder Mike Sale hoffen wir, das Bindeglied zwischen einer produktiven Subkultur und dem Kunstmarkt zu sein.“

Victor Gisler, Mai 36 Galerie, Zürich

„Wir erwarten: 1. ein qualitativ ansprechendes Angebot junger und jüngerer internationaler Gegenwartskunst. 2. ein zunehmend informierteres und engagierteres Publikum für die Kunst von heute (das art forum berlin ist schließlich auch schon vier Jahre alt und hofft sein Publikum zu finden und zu behalten). Und 3., dass wir mit den von uns vorgestellten Werken in oder über Berlin neue Kontakte und Kunden gewinnen können.“

Anthony Reynolds, Anthony Reynolds Gallery, London

„Nirgendwo sonst gibt es mehr Aufmerksamkeit für Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst. In Berlin finden Veränderungen mit einer solchen Geschwindigkeit statt, und auch der Wunsch nach dem Besten ist so groß, dass wir unser anhaltendes Vertrauen sicher nicht vergeudet haben.“

Nicolai Wallner, Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen

„Für uns ist der deutsche Kunstmarkt genauso interessant wie der internationale. Die Tatsache, dass Berlin als eben erst wieder etabliertes europäisches Kunstzentrum ziemlich nahe an Kopenhagen liegt, macht es für uns natürlich, an diesem Event teilzunehmen.“

Friedrich Loock, Galerie Wohnmaschine, Berlin

„Gute Geschäfte, interessante Kontakte und eine angenehme Zusammenarbeit mit den Kollegen von der Gallery Koyanagi aus Tokio. Außerdem viel Spaß beim 'Kochen IV‘ im Restaurant Hackesche Höfe am Sonntag, dem 3. Oktober.“