Liechtensteins Fürst droht mit Auswanderung

■ Hans Adam II. ist sauer, weil Landtag und Regierung ihm nicht folgen wollen

Genf/Valduz (dpa) – Über dem altehrwürdigen Schloss von Vaduz ziehen dunkle Wolken auf. Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein ist verärgert, weil Landtag und Regierung einer von ihm geforderten Verfassungsreform partout nicht zustimmen wollen. Diese sieht eine deutliche Verlagerung politischer Kompetenzen vom Landtag auf den Fürsten vor.

Durchlaucht hofft nun, dass die 30.000 Einwohner seine Reform per Volksentscheid absegnen werden. Für den Fall, dass sich auch das Volk bockig zeigen sollte, hat der Monarch vorsorglich mit der Auswanderung der Fürstenfamilie ins benachbarte Österreich gedroht. In einem Interview mit der Vaduzer Tageszeitung Vaterland erklärte er: „Ich würde mit meiner Familie den Wohnsitz nach Wien verlegen.“

Könnte Liechtenstein also schon bald zum Fürstentum ohne Fürst werden? Ernsthaft befürchtet das kaum jemand. Schließlich hatte das Staatsoberhaupt Liechtensteins bereits 1995 eine ähnliche Drohung ausgesprochen, weil er befürchtete, zum „Grüßaugust“ ohne echte politische Befugnisse zu verkommen. Die Drohung blieb damals folgenlos.

Dementsprechend gelassen reagieren die Untertanen jetzt auf die neuerlichen Auswanderungspläne ihres Monarchen. „So mancher denkt sich inzwischen: ,Dann soll er halt gehen!‘“, meint ein Regierungsvertreter.

Doch so weit ist es noch lange nicht. „Der Fürst und die Abgeordneten haben zwar noch keinen neuen Verhandlungstermin vereinbart, doch beide Seiten wollen noch einmal unabhängige Verfassungsexperten konsultieren“, sagt Peter Rutz, Sprecher des Fürstentums. Damit, dass die festgefahrenen Verhandlungen über die Verfassungsreform – der Fürst will künftig das Recht haben, die Richter selbst zu ernennen und einzelne Regierungsmitglieder zu entlassen – doch noch zu einer Einigung führen, rechnet aber fast niemand mehr. So wird die Volksabstimmung immer wahrscheinlicher.