Kommentar
: Automatisch rausfiltern

■ Datenschutz wird immer wichtiger

Droht durch die angedachte Einführung der Rundumkameras die totale Kontrolle der Hochhausghettos? Vermutlich nicht. Der Gewoba ist nicht Orwells großer Bruder, ihr steht wegen der Versicherer das Wasser bis zum Hals. Dass sie nun keinen Alleingang versucht, sondern mit dem Landes-Datenschützer einen Weg sucht, der sich rechnet, Vandalismus stoppt, aber auch die Persönlichkeitsrechte wahrt, ist eine erfreuliche Überraschung.

Denn rein rechtlich ist wenig geregelt, wenn es um die Datensammlung durch Private geht. Das alte Bundesdatenschutzgesetz greift nicht, die Novelle kommt nicht von Fleck. Auch im Bremer Polizeigesetz, dass rundumerneuert werden soll, fehlen bislang Hinweise zum Umgang mit dem, was an Speicher- und Überwachungsmöglichkeiten in digitalen Zeiten möglich ist.

Und das ist mehr als man glaubt: Auf der letzten CeBit wurde Software vorgestellt, die einzelne Gesichter unbestechlich aus abgefilmten Mengen filtert. Koppelt man die mit dem, was die Gewoba-, Karstadt- oder Bankautomaten-Kameras speichern, erhält man ein Werkzeug, mit dem man morgen bekannte Taschendiebe aus der Masse der braven Konsumenten filtern kann - und übermorgen Obdachlose und andere Unerwünschte. Spätestens dann werden digitale Visionen zum Alptraum - und wirksame Datenschutzregelungen immer wichtiger für den Schutz des Einzelnen.Lars Reppesgaard