Böger fordert Parteireform

■ SPD hofft auf Trendwende

SPD-Fraktionschef Klaus Böger hat in einem taz-Interview „hausgemachte Probleme“ für die schlechten Umfragewerte der SPD verantwortlich gemacht. Böger räumte „erhebliche organisatorische Probleme“ beim SPD-Wahlkampf ein. Die Partei müsse „Organisations- und Kommunikationsstrukturen entwickeln, die in das 21. Jahrhundert weisen, und nicht Strukturen aus dem 19. Jahrhundert kultivieren, die nicht mehr tragfähig sind“. Die Partei müsse offener für die Mitarbeit und den Sachverstand auch von Nichtmitgliedern werden.

Eine Rolle für die schlechten SPD-Umfragewerte spiele auch das Erscheinungsbild der rot-grünen Bundesregierung, sagte Böger. Auf die Frage, „gibt es ein Akzeptanszproblem des SPD-Spitzenkandidat Walter Momper“, antwortete Böger: „Das kann schon sein.“ Momper stehe aber unter schärfster Beobachtung der Medien und werde zum Teil auch unfair behandelt. Dem Koalitionspartner CDU warf Böger vor, nur auf „Wut gegen Rot-Grün“ zu spekulieren und keine eigenen Konzepte zu präsentieren.

In den letzten zehn Tagen bis zur Wahl will die SPD mit einer groß angelegten Kampagne ihre Wähler mobilisieren. „Ich setze darauf, dass eine augenblickliche Verstimmung über die SPD durch Aufklärung über unsere politischen Ziele wieder umgebogen werden kann“, so Böger.

Parteichef Peter Strieder hatte am Mittwochabend gemeinsam mit Walter Momper und dem designierten SPD-Generalsekretär Franz Müntefering vor rund 200 Genossen die Kampagne „Für Berlin. Wir kämpfen“ präsentiert. Mit einer Telefonkampagne sollen verunsicherte SPD-Mitglieder für die Wahl motiviert werden. Die SPD-Prominenz wird auch in den nächsten Tagen frühmorgens vor U-Bahnhöfen Wahlkampfbroschüren verteilen. Zur Abschlusskundgebung in der Max-Schmeling-Halle am 8. Oktober will die SPD 5.000 Anhänger moblisieren. Ein ehrgeiziges Ziel: Dafür müsste jedes vierte Mitglied teilnehmen. win

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