■ Chronisch knappe Finanzen bedrohen die taz – ab heute droht die taz zurück!

Die Lage ist ernst, die Zeiten sind heikel. Beides ist für die taz nichts Neues. Gerade in schwierigen Situationen war die taz am stärksten, da sie dann ihr gesamtes kreatives Potential ausschöpfen musste. So auch heute wieder.

Die Lage auf dem Pressemarkt spitzt sich zu. Die großen Zeitungsverlage schalten immer aggressivere Werbekampagnen. Diese Entwicklung ist besonders in Berlin zu beobachten, wo sich jede Zeitung Hauptstadtzeitung nennt. Teilweise dreistellige Millionensummen werden hier in Redaktion und Werbung investiert. Wer für ein Abo zahlt, ist selbst schuld – an jeder Ecke werden einem ungefragt Zeitungen hinterhergeworfen.

Die taz kann und will bei diesem ruinösen Wettbewerb der Medienmultis nicht mitmachen. Und trotzdem müssen auch wir die Anstrengungen ständig erhöhen, um Erfolge zu erzielen. Die Aktivitäten sind in den letzten Jahren deutlich gesteigert worden. Trotzdem: Es reicht nicht. Viele unserer Ideen können wir leider nicht verwirklichen und müssen sie damit auch Ihnen vorenthalten. So bekamen wir z. B. für die Kosovo-Berichterstattung viel Lob von allen Seiten. Allerdings mussten alle Ressorts an anderen Stellen sparen. Die Ressourcen in Redaktion und Verlag sind einfach zu knapp.

Trotzdem planen wir momentan weitere Verbesserungen des Blattes. Die Redaktion hat Arbeitsgruppen gebildet, in denen Neuerungen für die taz entwickelt werden. Ziel ist es, die Stärken der taz noch besser herauszuarbeiten. Es sollen im vorderen Teil die wichtigsten Themen des Tages aus verschiedenen Blickwinkeln auf jeweils einer ganzen Seite abgehandelt werden. Zudem werden Meinung und Diskussion erweitert. Hinzu kommt die überfällige Überarbeitung des Layouts für mehr Übersicht und Lesespaß. Diese Maßnahmen sind erforderlich für einen Erfolg versprechenden Start ins neue Jahrtausend (Jahrzehnt). Und natürlich kosten sie Geld.

Um diese notwendigen Veränderungen mit der nötigen Energie, aber auch Ruhe durchführen zu können, haben wir uns entschlossen, eine große Mobilisierungskampagne zu starten. Wir möchten unseren Leserinnen und Lesern eine wöchentliche Abowette anbieten.

Mit dieser Aktion möchten wir darauf aufmerksam machen, dass die Existenz und die Eigenschaften der taz nichts Selbstverständliches sind. Ohne aktive Unterstützung seitens der Leserschaft und von Sympathisanten sind sie nicht zu bewahren. Im Klartext: Den Luxus der Unabhängigkeit können wir uns nur leisten, wenn Sie uns finanzieren.

Das Konzept für die heute startende Kampagne haben wir am letzten Samstag mit großem Erfolg den Genossinnen und Genossen vorgestellt. Das Lob und die Ermunterungen haben uns gut getan. Noch lieber wäre uns natürlich, wenn wir jeweils die wöchentliche Abowette gewinnen würden. Dann könnten wir Ihnen auch die Grauen vorenthalten, die wir uns ausgedacht haben, um Ihnen die Niederungen des Journalismus klarzumachen. Um neben dem Werbefeuerwerk der Konkurrenz aufzufallen, haben wir in diversen Nachtsitzungen spektakuläre Aktionen ausgebrütet. Unsere „Drohungen“ sind teils zum Schmunzeln, teils provokant – auf jeden Fall sind sie aufmerksamkeitsstark.

Unser Appell: Bleiben Sie uns treu und tragen Sie mit zum Gelingen der Kampagne bei. Indem Sie Freunde oder Bekannte werben, vom sporadischen Käufer zum festen Leser werden oder Anteile an unserer Genossenschaft zeichnen. Wir werden es Ihnen mit einer täglich spannend gemachten taz danken. Gerd Thomas