: Ohne eigenes Auto: mobil
■ Car-Sharing mit neuen Angeboten: Das Leihauto können jetzt auch StudentInnen mit Semester-Ticket und Bremer-Karte-FahrerInnen günstig nutzen
Für Michael Glotz-Richter wird das Privat-Auto in Zukunft bestenfalls ein Lückenbüßer-Dasein führen. Warum 24 Stunden ein Auto besitzen (und parken), sich mit TÜV und Werkstatt ärgern, wenn man doch die Blechkiste nur ein paar Mal die Woche braucht, fragt der Mitarbeiter im ZEUS-Projekt für energiesparende Mobilität, angesiedelt im Bremer Umwelt-Ressort. Der Lückenfüller für die Ikea-Fahrten und die Wochenendtrips ist das Teilauto.
Für Bremer wird das Autoleihen bei „StadtAuto“ immer einfacher. An 46 Stationen kann man quasi in der Nachbarschaft ins Auto springen. 85 Autos sollen rund um die Uhr Auto-Mobilität garantieren. Das besondere Plus: Wer ein ÖPNV-Ticket im Abo hat, kann jetzt besonders günstig Autos leihen: mit der „AutoCard“.
Das Konzept „AutoCard“ erlaubt Inhabern der Bremer Karte, von Jobtickets und – das ist neu – auch Studierenden mit SemesterTicket für 60 Mark im Jahr ein Auto zu leihen. Monatsgebühren und Kaution fallen weg. Auch die Tarife pro Stunde und Kilometer können sich sehen lassen: Eine Stunde und vier Kilometer im Kleinwagen kosten 5,50 Mark. Für Menschen ohne ÖPNV-Ticket gibt es zwei reguläre StadtAuto-Tarife. Aber davon sind nur die Preise für Vielfahrer günstiger als bei der AutoCard, erklärt Mitarbeiterin Hanne Balzer.
Zu Spitzenzeiten kooperiert StadtAuto mit Opel Beckmann, um am Wochenende genügend Autos anbieten zu können. Dann hilft die Beckmann mit zehn bis 15 Leihwagen aus der eigenen Autovermietung aus. „Gerade am Wochenende stehen die dort auf dem Hof, während wir sie gut gebrauchen können“, sagt Hanne Balzer.
Das Öko-Image hat Car-Sharing längst nicht mehr. Anfang des Jahres hat man im Umweltressort über die Vorlieben der Teilauto-Nutzer nachgeforscht: Für die meisten zählt vor allem eins: Der Service. Mehr als 70 Prozent schätzen es, sich mit dem Leihwagen Ärger mit TÜV und Werkstatt vom Hals zu halten. Hoch im Kurs steht außerdem, dass man Autos nur für die Zeit ausleiht, in der man sie wirklich braucht. Und dass man über die ganze Bandbreite des Carparks verfügen kann: Den kleinen Flitzer zum Einkaufen, den Combi für das Weekend. Der Umweltgedanke spielt für die Nutzer dagegen kaum noch eine Rolle. Nur für knapp 30 Prozent steht die Reduzierung der Umweltbelastung im Vordergrund.
Gut 1.900 StadtAuto-Nutzer zählt Hanne Balzer mittlerweile in ihrer Kartei. 500 davon nutzen schon die AutoCard. Für Bremen ist das viel: „Guckt man sich die Bevölkerungsdichte an“, sagt Michael Glotz-Richter, seien die Zahlen in Bremen sogar besser als in Berlin.
Das Car-Sharing passt nach Bremen, wo sich der Großteil der Städtbevölkerung (60 Prozent) mit Rad, Bus, Bahn oder zu Fuß fortbewegt. „Die wünschen sich ein Auto nur für den Großeinkauf, die Fahrt zum Baumarkt oder den Tripp an die Nordsee“, sagt Glotz-Richter. Außerdem sei das Stadtauto eine Art „Mobilitätsversicherung“, sagt Glotz-Richter: Für den Fall der Fälle, dass es regnet, oder man überraschend nachts in die Pampa muss, wo kein Bus mehr hinfährt.
Auch wenn der Umweltschutz sekundär ist, Glotz-Richter schätzt die positiven Effekte durch das Stadtauto: Für 33 Prozent ist das Teilauto die Alternative zur Anschaffung eines Erstwagens. Außerdem hätten rund 150 Jetzt-Stadtauto-Nutzer ihr früheres Eigen-Auto abgeschafft. „Car-Sharing spart Autokilometer“, sagt er. Und ist zukunftsfähig: Als Lückenfüller. pipe
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