Netzwerk für Arbeitsschutz

■ DGB fordert mehr Gesundheits-Prävention in Betrieben

Die Gesundheit kommt in vielen Betrieben zu kurz, kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gestern auf der vierten Arbeitschutzkonferenz in Bremen: Das neue Arbeitsschutzgesetz sei vor allem in Bremens Kleinbetrieben bisher nur ungenügend umgesetzt, monierte die DGB-Vorsitzende Helga Ziegert.

Gestern diskutierten Gewerkschaftler mit Arbeitsmedizinern, Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und der Gewerbeaufsicht über die Verbesserung des Arbeitsschutzes. Am Ende stand bei den rund 130 Teilnehmern die Forderung nach einem regionalen Netzwerk, das die Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten, Kassen und Medizinern verzahnen soll. Im Saarland und anderen Städten funktionere das schon, sagte Ziegert. In Bremen soll jetzt die Senatorin für Arbeit Hilde Adolf (SPD) die Sache in die Hand nehmen. „Wenn die Arbeitssenatorin dabei ist, hört der Widerstand bei manchen sofort auf.“ Erste Gespräche liefen bereits, „aber wir möchten verbindliche Kooperationen“, sagte Ziegert.

In vielen Betrieben fehle bislang das Interesse am Arbeitsschutz, klagten Gewerkschaftler: Der Schutz der Gesundheit stehe bei der Geschäftsführung auf der Tagesordnung weit hinten. Auch am Engagement der Mitarbeiter mangelt es: „Mehrere im Betrieb müssen das Thema am Kochen halten“, damit überhaupt was passiert.

Zwar müsse man der Geschäftsführung klar machen, dass sich der Arbeitsschutz für sie lohnt, wenn der Krankenstand dadurch sinkt. „Aber deshalb darf Arbeitsschutz nicht als Mittel zur Disziplinierung der Mitarbeiter dienen“, fordert Ziegert. Es gehe allein um das Recht auf Unversehrheit, „dass man bei der Arbeit nicht krank wird“.

Früher standen vor allem Unfälle bei Chemie und Bergbau im Vordergrund der Diskussionen. „Solche Unfälle sind immer weiter zurückgegangen“, sagt Jürgen Knappertsbusch von den Stahlwerken. Heute steht vielfach Mobbing an erster Stelle: „Psychische Beschwerden nehmen immer mehr zu“, sagt der Betriebsrat vom Modehaus Leffers: „Zwei oder drei MitarbeiterInnen melden sich im Jahr krank und gehen in psychische Behandlung“. Bei bundesweit 21 Prozent führen psychosomatische Beschwerden heute zur Frühverrentung – die zweithäufigste Diag-nose. Über Arbeitsgruppen, Gesundheitszirkel hoffen die Betriebsräte Mobbing in den Griff zu kriegen. „Das muss zum Thema werden in den Betrieben.“ pipe