: Heißer Anti-Atom-Herbst
Die Bürgerinitiativen an den Endlagerstandorten kündigen Proteste gegen die Atompolitik der Bundesregierung an ■ Von Jürgen Voges
Hannover (taz) – Die Bürgerinitiativen an den beiden Endlagerstandorten Gorleben und Schacht Konrad machen gegen die Bundesregierung mobil und haben einen Protestkalender für den Herbst aufgestellt.
Er beginnt bereits morgen mit einer wissenschaftlichen Tagung der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg zum Endlagerprojekt Gorleben. Am Sonntag will die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad mit einem „Gewitter in Salzgitter“ gegen das in Salzgitter-Bleckenstedt geplante Atommüllendlager protestieren. Im November folgen die Bauern aus dem Wendland. Genau ein Jahr nach dem Wahlsieg von Rot-Grün starten sie am 13.November nach Berlin: „Gerhard, wir kommen.“
Die AG Schacht Konrad erwartet rund 2.000 AKW-Gegner. Zu der Kundgebung, die am Sonntagnachmittag mit einem elektronisch erzeugten akustischen Gewitter beginnen soll, haben Umweltverbände, das Landvolk, kirchliche Gruppen zahlreiche regionale Gewerkschaftgliederungen, die Vertrauensleute der großen Metallbetriebe in Salzgitter und auch die Grünen, die PDS und SPD-Gliederungen aufgerufen. Vor allem der Belegschaft der Salzgitter AG, auf deren Gelände der Schacht liegt, habe der Atomunfall im japanischen Tokaimura noch einmal die Gefahren des Endlager vor Augen geführt, sagte gestern der Sprecher der AG Schacht Konrad, Peter Dickel.
Die AG erwartet, dass die rot-grüne Bundesregierung und die niedersächsische Landesregierung, die ja beide ein separates Endlager für schwach wärmeentwickelnde Abfälle im Schacht Konrad ablehnen, sich endlich über einen Stopp des Endlagerprojekts verständigen. Zumindest müsse das Konrad-Genehmigungsverfahren so lange ausgesetzt werden, bis das von der Bundesregierung geplante Endlager für alle Arten radioaktiver Abfälle gefunden sei, sagte Dickel. Die zusätzlichen Prüfungen des Endlagers, die Umweltminister Jürgen Trittin vergangene Woche angeordnet hatte, würden allenfalls eine kleinen Teil der bisher unterbliebenen Untersuchungen nachholen.
Die bäuerlichen AKW-Gegner aus dem Wendland haben ihr Urteil über die Berliner Regierung bereits gefällt. Sie erwarten „vom Wirtschaftssklaven Schröder kein Einlenken in einen wirklichen Atomausstieg“. Ihre Einschätzung zur Atompolitik der rot-grünen Bundesregierung: „Der Trog bleibt der gleiche, nur die Ferkel wechseln.“
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