Taktvoll im Halbstundentakt

Auch auf einer Spur könne die Magnetbahn Transrapid jede halbe Stunde verkehren, sagt die Industrie. Bahn AG zurückhaltend: Mögliche Verspätungen prüfen  ■   Von Bernward Janzing

Berlin (taz) – Was anfangs als Lachnummer galt, wird nun doch ernsthaft diskutiert: der einspurige Transrapid. Die Planungsgesellschaft der Magnetbahn stehe geschlossen hinter der einspurigen Variante, sagte gestern der Sprecher der Planungsgesellschaft, Peter Jablonski, nachdem am Mittwoch ein als sehr wichtig angesehenes Gespräch aller Beteiligten stattgefunden hatte.

Das Transrapid-Konsortium beruft sich bei seiner Einschätzung auch auf eine Studie, die das Institut für Bahntechnik der Technischen Universität Berlin vorlegte. Danach soll auch auf einer einspurigen Trasse ein 30-Minuten-Takt möglich sein, indem man 40 Kilometer Überholstrecken vorsieht. „Mit moderner Sicherungstechnik ist das kein Problem“, sagte Peter Mnich, Professor an der TU Berlin. Allerdings brauche der Transrapid auf der einspurigen Trasse etwa fünf Minuten länger als auf einer zweispurigen, weil er an den notwendigen Weichen auf 200 bis 250 Kilometer pro Stunde abbremsen müsse. Verkehrsexperten des Bund für Umwelt und Naturschutz erklärten, man benötige mindestens 80 Kilometer Doppelspur, um den angestrebten Takt zu ermöglichen. Damit aber werde der Kostenrahmen gesprengt.

Die Deutsche Bahn wollte die Studie der TU noch nicht bewerten. „Der Vorschlag bedarf einiger Klärung“, sagte Bahn-Sprecherin Christine Geißler-Schild. Unbestritten ist bei der Bahn, dass die einspurige Variante Nachteile hat. Nun müsse man prüfen, ob diese kompensiert werden können.

Skepsis ist tatsächlich angebracht. Denn obwohl der 30-Minuten-Takt laut Simulationen möglich ist, bleibt er in Realität fraglich. Schließlich bringt ein verspäteter Zug zwangsläufig den gesamten Takt durcheinander – diese Erfahrungen macht die Deutsche Bahn tagtäglich auf ihren eingleisigen Bahnstrecken. Sollte ein Halbstundentakt nicht praktikabel sein, ist das Projekt für die Bahn uninteressant. Sie müßte dann gleichzeitig einen leistungsfähigen Schienenverkehr zwischen Hamburg und Berlin aufrechterhalten, der andernfalls als verzichtbar gilt.

Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) sagte gestern, bis Weihnachten solle geklärt werden, ob eine einspurige Streckenführung technisch machbar und der Verkehr darauf ohne Dauerzuschüsse des Staates realisierbar sei.