Britische Regierung verblairt weiter

■ Premierminister Blair macht drei enge Gefolgsleute zu Ministern

Dublin (taz) – Bald ist er nur noch von Kopfnickern umgeben. Mit jeder Kabinettsumbildung holt sich der britische Premierminister Tony Blair weitere Gefolgsleute ins Team. Am Montag kamen Peter Mandelson, Alan Milburn und Geoff Hoon hinzu. Mandelson übernimmt das Nordirlandministerium (siehe taz von gestern), Milburn wird Gesundheitsminister, Hoon übernimmt das Verteidigungsministerium.

Hoon ist Anwalt und hat bisher keine Erfahrungen in seinem neuen Aufgabenbereich. Er war bisher Staatssekretär im Außenministerium. Hoon will einerseits verhindern, dass der Rüstungsetat weiter gekürzt wird, muss aber gleichzeitig Zurückhaltung üben, um Labour-nahe Organisationen und Friedensinitiativen nicht zu verärgern. Für seine Arbeit sind die Ereignisse in Nordirland von Bedeutung: Bricht der Friedensprozess zusammen, muss die Armee aufgestockt werden.

Mandelson sagte gestern, er werde Tag und Nacht arbeiten, um einen dauerhaften Frieden in Nordirland zu erreichen. „Es ist eine große Chance“, meinte er. Seine Ernennung zeigt, wie unangefochten Blair zurzeit ist: Mandelson stand nach der Enthüllung finanzieller Unregelmäßigkeiten nur zehn Monate im politischen Abseits – viel zu kurz, wie nicht nur die Tories, sondern auch viele Labour-Hinterbänkler meinen.

Die Umbesetzungen sind keine Überraschung. Sie waren längst erwartet worden, mussten jedoch vertagt werden, weil sich die bisherige Nordirlandministerin Marjorie Mowlams nicht versetzen lassen wollte. Sie wäre gern ins Gesundheitsministerium gewechselt, doch nun wird sie „Kabinettsministerin“, also eine Art Regierungssprecherin. Sie ist auch für die Anti-Drogen-Kampagne verantwortlich und soll in den Ausschüssen für Ideen sorgen.

Ihr Vorgänger im Amt, Jack Cunningham, blieb bei der Kabinettsumbildung auf der Strecke. Er gehört „Old Labour“ an, allerdings dem rechten Flügel. Der bisherige Gesundheitsminister Frank Dobson, der den bedingungslosen Gehorsam gegenüber Blair vermissen ließ, wurde ebenso elegant entsorgt wie Verteidigungsminister Lord Robertson: Der eine kandidiert für das Londoner Bürgermeisteramt, der andere wird Nato-Generalsekretär. Ralf Sotscheck