■ Soundcheck
: Morrissey, G1 / Rocko Schamoni & seine Eltern

Gehört: Morrissey, G1. Das erinnerte ein bisschen an die Indie-Abende früher in der Provinzsdisse: Der immense Haarsprayverbrauch war deutlich zu erkennen, auf den T-Shirts prangten die Idole und das Bier gab es in Plastikbechern. Da können wir ruhig weit nach vorne gehen, das sind ja alles schüchterne Brillenträger hier. Nein, this is Rockkonzert. Als der Priester endlich erscheint, ist die Gemeinde dem Nirwana schon sehr nahe. Morrissey rockt, post, läßt sich anfassen und tanzt mit dem Mikrokabel. Nur wenige Songs von den ersten Soloplatten gibt es zu hören und nur ein Stück von den Smiths. Das aber widmet er Hamburg: „Meat is murder“ für die Fischköppe.

Natürlich ist das alles anrührend wegen der ganzen Erinnerungen an die Jugend in der Kleinstadt und den ganzen Frust, gleichzeitig aber macht das sehr euphorisch, glücklich. Nach einer knappen Stunde verläßt Morrissey die Bühne, nicht ohne vorher sein nasses T-Shirt in die Menge geworfen zu haben. Minutenlang zerrt ein Pulk von Fans daran herum, bis zwei Jungs das Heiligtum teilen. Mit den Zähnen. Bei der Zugabe trägt der Schuft das gleiche T-Shirt! Und schleudert auch das ins Publikum. Mit Feuerzeugen, Taschenmessern und ein bisschen Höflichkeit bemühen sich mehr als zehn seiner Anhänger, die Fetzen untereinander aufzuteilen.

Das muß Jesus gewesen sein.

Sonntag: Rocko Schamoni & seine Eltern. Noch so 'n Idol. Lebenshilfe wird jetzt aber endlich konkret: Der Discoteer gibt Handlungsanweisungen für ein besseres, gerechteres Leben in der Stadt.

Unlockere Miethaie werden „rausgeschmust“, denn nun kommt die „Neue Generation der gerademal 30-Jährigen“, und die will alles: Die großen Bühnen und die Villen an der Alster, die Galerien und das ganze Geld sowieso. Der Feind ist klar (Haspa, Penny, Staat), und das ist schon mal was. Jetzt wird nicht mehr genörgelt, jetzt wird georgelt. Und gehandelt.

Soll Xavier Naidoo doch in Mannheim die Arbeitslosigkeit abschaffen, wenn er meint.Wir werden es besser haben, denn bald kauft Rocko Hamburg. Die ganze Stadt. Dann wirds gemütlich, hier in der Loveschool, und überhaupt keiner geht mehr arbeiten. Aber jeder ins „Stairways“. Dann werden wir endlich alle frei sein. Mach doch mal was ganz verrücktes, geh doch mal auf ein Konzert von Rocko Schamoni. Die anderen aus der Szene kommen nämlich auch. Meike Fries

Westwerk, 21 Uhr