Anti-Akw-Demo mit Hakenkralle

■ Stadtamt erlaubte doch, dass die goldene Kralle enthüllt wird

Ganz geheuer war der Behörde das „WanderDenkMal“ der Anti-AKW-Bewegung nicht: Am Donnerstag noch hatte das Stadtamt „erwogen“, die geplante demonstrative Enthüllung am Samstag Mittag auf dem Bahnhofsvorplatz zu verbieten. Grund: Das Kunstobjekt in Form einer riesigen Hakenkralle könnte als Aufruf zur Gewalttätigkeit verstanden werden.

Ist eine große goldene Hakenkralle nun Kunst oder ein Aufruf zur Gewalt? „Die Grenze ist schwer zu beurteilen“, sagt Hans-Jörg Wilkens, Leiter des Stadtamts. Denn was genau sich hinter dem „Denkmal“ verbirgt, war dem Stadtamt „nach Aktenlage“ bis gestern nicht ganz klar. Die Kooperation mit den Initiatoren sei mangelhaft gewesen: Der Gegenstand selbst und auch der Ablauf der Veranstaltung seien der Behörde nicht genau genug beschrieben worden.

Genaueres wollte das Anti-Atom-Forum nicht verraten: „Bei einer Vernissage gehört die Überraschung dazu.“ So wird die angemeldete Demo am Samstag als Kunstveranstaltung inszeniert – mit „Champagner, Festreden und musikalischer Begleitung“.

Ein Enthüllungs-Verbot wäre „eine politische und künstlerische Zensur“, argumentiert das Anti-Atom-Forum: Sonst müssten sämtliche Kriegsdenkmäler abgerissen werden. In der Behörde sieht man das anders: Krallen seien für die Behinderung des Bahnverkehrs konstruiert worden und damit verboten.

Gestern Mittag wurde nach Absprache mit der Innenbehörde die Enthüllung dann doch noch erlaubt – die Polizei soll am Samstag aber ein sorgsames Auge auf die Vernissage haben. „Im Einzelfall entscheidet die Polizei“, was Kunst und was Kampfaufruf ist, bestätigt Wilkens. Erlaubt sei eine Hintergrund-Diskussion zum Thema AKW. Überschritten sei die Grenze, wenn mit Flugblättern eindeutig zum Widerstand aufgerufen würde. „Es kommt ganz auf die Form der Vermittlung an“, sagt Wilkens.

Das „WanderDenkMal“ soll an die Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft bei einzelnen Atom- und Castorgegnern in Bremen, Berlin, Hamburg und dem Wendland im Juli diesen Jahres erinnern. Zwei Stunden lang will das Anti-Atom-Forum die Enthüllung des „Kunstobjekts“ feiern. Abends soll die Party mit dem Theaterstück: „Die Franz Meiser Show zur Goldenen Hakenkralle“ weitergehen. Geplant ist auch, dass das „Denkmal“ auf der Herbst-Konferenz der Anti-AKW-Bewegung in Dannenberg gezeigt wird – wenn die Polizei nicht vorher eingreift. pipe