■ Das Portrait
: Ein Mann mit Vergangenheit

Erst ist der Finger futsch, dann der Professorentitel. In der letzten Woche musste sich Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß den Finger wieder annähen lassen, den ihm sein Fahrer mit der Kofferraum-Klappe abgetrennt hatte. Sein guter Ruf könnte ihm nun allerdings dauerhaft abhanden kommen: Nach einem Bericht des Spiegel schmückte sich der CDU-Politiker mit einem Professorentitel, den es gar nicht gibt.

Erst vor knapp drei Wochen hatte Regierungschef Manfred Stolpe den CDU-Politiker in sein Kabinett geholt. Ein Überraschungs-coup, denn Fürniß hat sich bisher nicht eben durch Erfolge hervorgetan.

Bis vor wenigen Monaten war der 55-Jährige beim Heidelberger Software-Riesen SAP tätig, als „Generalbevollmächtigter“ und Leiter des Personalwesens. Dort mag Fürniß erkannt haben, wie hilfreich ein klingender Lebenslauf für die Karriere sein kann – auch wenn man zuweilen etwas nachhelfen muss. Seine Funktion war „nicht direkt unternehmerisch, sondern diente der Pflege der Außenbeziehungen“, heißt es beim ehemaligen Arbeitgeber.

Dabei hat Fürniß, so scheint es, vor allem Werbung in eigener Sache betrieben. Böse Zungen behaupten, Fürniß habe bei SAP nur dem Titel nach zu den Top-leuten gezählt. Nach seinem Weggang wurde der Posten jedenfalls abgeschafft.

Wolfgang Fürniß, CDU-Landesminister Foto: AP

Nach 1984 machte Fürniß als Oberbürgermeister der Gemeinde Wiesloch vor allem durch den Bau der 62 Millionen Mark teuren Stadthalle von sich reden. Am Ende war die Stadtkasse leer, und Fürniß trat nicht mehr zur Wahl an. Im letzten Jahr kandidierte er für das Amt des Heidelberger Bürgermeisters und scheiterte, trotz des Professorentitels, mit dem er auftrat.

Seiner Karriere haben die andauernden Misserfolge bisher nicht geschadet. Nun jedoch gerät Fürniß in Bedrängnis. Der Professorentitel, mit dem er sich auch auf einer Tagung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geschmückt hatte, sei vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium nicht genehmigt, heißt es. Den Titel habe ihm die Central Michigan University verliehen, rechtfertigt sich Fürniß. Auch sonst scheint es der Wirtschaftsminister mit der Wahrheit nicht so genau genommen zu haben: Öffentliche Verwaltung will er studiert und an der Universität Heidelberg den Bachelor of Arts erworben haben. Komisch nur, dass diese Angaben dort keiner bestätigen mag. Nicole Maschler