Diskussion über Inhalte erzwingen

betr.: zwei Wochen taz-Lektüre

Vor drei Tagen bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen und hatte damit das zweifelhafte Vergnügen, zwei Wochen taz am Stück zu lesen. Während der Lektüre stellte sich mir die Frage, warum ihr die Zeitung nicht gleich „Zentralorgan der rot-grünen Bundesregierung“ nennt.

Da wird sich in Kommentaren darüber Gedanken gemacht, wie sich die grüne Bundestagsfraktion strategisch geschickt zur Frage gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften verhalten sollte, Lafontaine wird mit allen möglichen moralischen und vulgärpsychologischen Argumenten dafür gescholten, er habe der Regierung geschadet etc.pp. Selbst in der wahrlich schlechten WAZ lässt sich mehr über den Inhalt dessen erfahren, was Lafontaine kritisiert, als in in der taz. Von einer (wenigstens irgendwie) kritischen Tageszeitung sollte man erwarten können, dass sie die Politik und Argumente der jeweiligen Regierung nicht versucht zu rechtfertigen, sondern eine Diskussion über die Inhalte (nicht über Stilfragen oder Ähnliches) erzwingt. Jedenfalls ist es unerträglich, wenn selbst ernannte Modernisierer mit Argumenten, die alle (!) älter als 100 Jahre sind, in der taz ihre neoliberale Haushaltspolitik begründen dürfen, ohne dass an selber Stelle nicht auch eine Diskussion über die Stichhaltigkeit dieser „Argumente“ geführt wird. [...] Ferdinand Burghardt, Bochum