Hooligans keine Mörder

■ Anklage im Nivel-Prozess zieht Mordvorwurf gegen drei Angeklagte zurück

Essen (AFP) – Im WM-Hooligan-Prozess um den Überfall deutscher Fußballfans auf den französischen Polizisten Daniel Nivel hat die Staatsanwaltschaft den Vorwurf des versuchten Mordes gegen drei der vier Angeklagten fallen gelassen. Gegen Frank R., Tobias Arno R. und Christopher R. werde nur noch der Vorwurf der schweren Körperverletzung erhoben, sagte der Vorsitzende Richter Rudolf Esders gestern zum Schluss der Beweisaufnahme vor dem Essener Landgericht. Damit droht den drei Männern eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren.

Gegen den vierten Angeklagten Andre Z., besteht der Mordvorwurf weiter. Nach monatelangem Schweigen sagte gestern Christopher R. als letzter Angeklagter aus und bestritt dabei jede Tatbeteiligung. Z. hatte eine Woche zuvor gesagt, er habe einmal „auf den Oberkörper oder den Oberarm“ des Polizisten geschlagen.

Bei seiner ersten Aussage im Verfahren betonte der 24-jährige R.: „Ich habe nicht geschlagen.“ Er sei „immer sechs bis sieben Meter“ von dem zu Boden gerissenen Beamten entfernt gewesen, der am 21. Juni 1998 von mehreren Angreifern schwer verletzt worden war. „Ich bedauere sehr, was passiert ist“, beteuerte R. Zeugen in dem Verfahren hatten R. als Anführer der Ostberliner Hooliganszene geschildert. Die Anklage wirft ihm vor, mehrfach mit einem Holzschild auf Nivel eingeschlagen zu haben, was ein Zeuge vor Gericht bestätigt hatte.

„Ich war Hooligan“, räumte R. in seiner vorbereiteten Erklärung ein. Seitdem habe er jedoch viel nachgedacht. Zum Tattag sagte R., er sei nach dem Fußballspiel Deutschland – Jugoslawien im französischen Lens auf dem Weg zum Stadion in einer Gruppe durch die Gasse gelaufen, in der Nivel auf dem Boden gelegen habe. Er sei aber zu keinem Zeitpunkt an Nivel „dran“ gewesen. Als er aus der Gasse weggelaufen sei, sei „überhaupt nicht klar“ gewesen, dass der Polizist schwer verletzt worden war.