: Alles schön hier – oder was, Franz?
■ Gute Stimmung für die FIFA-Deligierten: Bremen will einer der zwölf Austragungsorte für die Weltmeisterschaft 2006 sein / Dafür fehlen aber 10.000 Sitzplätze und die WM-Grundgebühr
Die Fußball-Weltmeisterschaft gehört nach Bremen – dass wollen Bremens Fußballfreunde der FIFA-Delegation klar machen. Gestern zeigten Vertreter des Landes, des DFBs und des SV Werder Bremens der offiziellen Delegation, die sich gerade auf Inspektions-Tour durch die Republik befindet, das Weser Stadion.
16 bundesdeutsche Fußball-Stadien wurden nominiert. Siebte Station der Deutschland-Reise war Bremen. Flab, Flab, Flab machte es. Und acht Fußball-Vertreter aus Kanada, China Australien, der Schweiz, den Vereinten Arabischen Emiraten und den USA wurden mit dem Hubschrauber ins Weser Stadion eingeflogen.
Hier ging es vor allem um die Umbaupläne für das Weserstadion: Die zur Zeit gut 30.000 Sitzplätze sollen um weitere 10.000 Stühle aufgestockt werden, um den Anforderungen der FIFA zu genügen. Dafür muss das Stadion allerdings um 1,80 Meter tiefer gelegt werden. Auch die Nordtribüne soll ausgebaut werden. Das wird teuer – wie viel steht nach Angaben von Bürgermeister Hartmut Perschau noch gar nicht fest.
Viel Aufwand für ein Stadion, bei dem man erst vor kurzem eine Rasen-Heizung in den Boden eingelassen hatte. Das müsste dann alles wieder raus, um Platz für 10.000 zusätzliche Sitzplätze zu schaffen. Doch die Modernisierung und der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Stadions hat oberste Priorität, versprach Perschau. Deswegen sei der Riesen-Aufwand immerhin durch die Hoffnung auf den Zuschlag (im Falle einer Nominierung Deutschlands) gerechtfertigt.
Noch gehört das Stadion an der Weser der Stadt. Aber in „absehbarer Zeit“ will Werder Bremen das Stadion kaufen, wurde ganz nebenbei versprochen – auch wenn Deutschland nicht Austragungsort der Weltmeisterschaft werden sollte.
Mit Stolz verbreitete man gestern eine optimistische Atmosphäre: Vom Ex-Nationaltrainer Franz Beckenbauer hagelte es Komplimente. Der Vorzeige-Delegierte des DFB pries zum Beispiel die Besonderheit der 37 Bremer VIP-Logen, die ausgereifte technische Konzeption des Weser Stadions und die guten Rahmenbedingungen. Solche Attribute, die speziell für eine betuchtere Klientel attraktiv sind, wären ausschlaggebend für die Ernennung Bremens zum WM-Austragungsort. Dieter Zeiffer, der Fanbeauftragten des SV Werders, jubelte dazu: „Wir haben einfach die beste Organisation.“ Aber man setzte nicht nur auf die schnöde Wirkung des Weser Stadions: Mit ausgefeilten Multi-Media-Präsentationen und einer spektakulären Hubschrauber-Ankunft der Komission wollte man ein wenig nachhelfen.
Die Entscheidung ob es nun Deutschland wird, oder eben auch nicht, scheint vielen Prominenten sehr am Herzen zu liegen: In einer Hochglanz-Broschüre werben nicht nur Fußball-Größen wie Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus für die WM in Deutschland, sondern auch Klaus Kinkel, Boris Becker, Jan Ullrich und Bernhard Jagoda. Auch „die Arena des Nordens“ wird im bunten Magazin ausgiebig gepriesen. Zwar war die Delegation vom Weser Stadion „sehr beeindruckt“, berichtete Beckenbauer. Im Fall einer Nominierung Deutschlands wolle sich die Delegation aber noch nicht auf Bremen festlegen. Die Entscheidung, ob Deutschland die WM bekommt, fällt am 6. Juli 2000. An dem Tag will man dann von den 16 Stadien zwölf für die Weltmeisterschafts-Orte auswählen. Vier müssten also aussortiert werden.
Und dann fliegt der Hubschrauber samt Beckenbauer und Konsortium schon wieder weiter – zum nächsten Bewerber, ins Volksparkstadion nach Hamburg.
Bauke Drees
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