Fußballrechte: Pay-TV total und total bullshit

■ Ein Expertenschwatz zum „Fußball im Fernsehen“ bringt Neuigkeiten, aber nichts Neues

Wo ist denn hier ein Aschenbecher?“ Nach seinem Auftritt bei den Münchner Medientagen brauchte Gerhard Mayer-Vorfelder dringend eine Zigarette – zur Beruhigung. Was für ein Tag!

Eigentlich hatte er nur ein bisschen repräsentieren wollen, ein bisschen schwätzen mit den Kollegen. Doch nichts lief wie geplant: Erst stand er im Stau, kam zu spät und musste sich entschuldigen. Und dann erlebte er eine Diskussionsrunde zum Thema „Fußball im Fernsehen“, die alles andere war als ein gemütliches Schwätzchen. Echte Entscheidungsträger waren da, redeten Klartext und verrieten so manches, was Mayer-Vorfelder noch gar nicht wusste.

So erfuhr der baden-württembergische Ex-Minister, der gerne Präsident des Deutschen Fußballbundes werden möchte, zum Beispiel, dass fernsehmäßig nichts so laufen wird, wie er sich das vorstellt. „Die Zukunft der Live-Berichterstattung liegt im Pay-TV“, hatte er zu Beginn frohgemut verkündet, „aber die Highlights der Spiele werden weiterhin im Free TV zu sehen sein“. Pustekuchen. RTL-Chefredakteur Hans Mahr widersprach entschieden: „Sein S' mir nicht böse, aber das ist naiv. Wenn ein Pay-TV-Sender für teures Geld die Fußballrechte kauft, wird er sie nicht mehr hergeben“ – auch nicht für die zeitnahen (und „wertmindernden“) Zusammenfassungen der Highlights.

Der DFB muss sich also entscheiden: Wenn schon Pay-TV, dann total. Mayer-Vorfelder kleinlaut: „Auf jedem Podium lernt man was dazu.“ In der Tat: ARD-Programm-Chef Günter Struve teilte nebenbei mit, dass ARD und ZDF nicht mitbieten werden beim Bundesliga-Poker: „Uns genügen Länderspiele und Pokal.“ Und tm 3-Geschäftsführer Jochen Kröhne dementierte natürlich auch in München nochmals die jüngsten Focus-Gerüchte, dass sein aufstrebender Kleinsender die Champions-League-Rechte bald an RTL zurückgeben müsse.

Er habe mit seinem Chef telefoniert, und Rupert Murdoch lasse ausrichten: „Total bullshit.“ Vielmehr wolle tm 3, so Kröhne überraschend, jetzt auch die Bundesliga ersteigern. Völlig überteuert, wie viele sagen, kann der Fußball also nicht sein. Auch die Sendezeiten für die WM 2002 gehen weg wie warme Semmeln, bestätigten die zuständigen Rechtehändler. „Es rentiert sich also“, stellte Mayer-Vorfelder fest, Fußball sei weiter gefragt, er habe „entsprechende Rauchzeichen“ aufmerksam registriert. Und einen Aschenbecher hat er schließlich auch noch gefunden.

Lukas Wallraff