Noch kein Konzept

■ Die Hamburger Morgenpost wurde an Frank Otto und Hans Barlach verkauft

Die Hamburger Morgenpost hat neue Besitzer: Der Medienunternehmer Frank Otto übernahm zusammen mit seinem Kompagnon Hans Barlach alle Anteile an der Tageszeitung vom Verlagshaus Gruner+Jahr (G+J) sowie von Hans Dichand, dem Verleger der Österreichischen Neuen Kronen Zeitung. Die Besitzanteile werden in die neu gegründete Firma City-Boulevard eingebracht, die zu zwei Dritteln Otto und zu einem Drittel dem Galeristen und Immobilieninvestor Barlach gehört.

Die beiden wollen die Mopo innerhalb weniger Jahre in die Gewinnzone führen: „Die Defizite sind geringer, als wir gedacht hatten“, erklärte der Sohn des Versandhausgründers gestern auf einer Pressekonferenz. Über die Kaufsumme sagte er nur, sie sei „siebenstellig“. Zusammen mit den erwartbaren Verlusten in den kommenden Jahren – nach Informationen aus dem Verlag betrug das Defizit des Blattes im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp vier Millionen Mark – dürfte die Investitionssumme insgesamt bei zehn bis 15 Millionen Mark liegen.

Ein neues Konzept für die Zeitung habe man noch nicht, erläuterte der 42-Jährige Otto: „Zunächst werden wir ein Büro in der Redaktion einrichten und dann in Einzelgesprächen über die Zukunft nachdenken.“ Der Redaktionsstamm soll jedoch weitgehend erhalten bleiben, das sei schließlich „die einzige Ressource, die wir haben“.

In der Redaktion zeigte man sich zunächst entsetzt über den Verkauf, von dem die Mitarbeiter aus fremder Presse erfuhren. Letztlich überwog aber gestern Optimismus: „Wir sind froh, dass wir von Gruner+Jahr weg sind.“ Nicht zuletzt deren Zeitungsvorstand Bernd Kundrun war der Redaktion stets ein Dorn im Auge. Er wird intern für den Niedergang der Mopo und den Rückgang der Auflage verantwortlich gemacht.

„Mit Aktionen wie dem Gewinnspiel Mopel, das viel Geld gekostet, aber keine Auflage gebracht hat, hat der Verlag zum Niedergang beigetragen“, sagte ein Redakteur. Auch die Auswahl der umstrittenen Chefredakteure der letzten Jahre wie der jetzige Welt am Sonntag-Chef Matthias Doepfner gehe auf die Kappe von G+J. Und Doepfner hat, so meint zumindest der Betriebsrat, „der Mopo das Genick gebrochen“. Eberhard Spohd